Unter den schwarzen Fahnen
Eine Regiments-Chronik des altpreußischen Infanterieregiments Nr. 2
(1655 bis 1807)
2Teil
Das preußische Regiment z. F. „Roeder“ (1743 „Schlichting“, 1750 „Kanitz“, 1769 „Stutterheim“/ „Alt-Stutterheim“, 1783 „Anhalt“) unter König Friedrich II. (1740-1786)
G. Stenvers
1740 wird die 4-gliedrige Aufstellung der Musketiere abgeschafft. Der 1. Schlesische Krieg sieht das Regiment Roeder im Kriegsjahr 1741 beim sog. „Observationskorps“. Die beiden Grenadierkompanien treten zunächst mit denen des Regiments z. F. Groeben (Nr. 4) zum Grenadierbataillon „Pfuhl“ zusammen, später dann mit nur 1 Kompanie des Regiments z. F. Prinz Ferdinand (Nr. 34) zum Grenadierbataillon „Haufs“. An der Schlacht von Mollwitz ist das Regiment nicht beteiligt. 1742 befindet sich das Regiment beim Korps des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau.
Die Grenadiere bilden mit denen des Regiments Groeben wieder das Grenadierbataillon Pfuhl und stehen ebenfalls bei diesem Korps. An der Schlacht von Chotusitz nimmt nur das Regiment teil, nachdem es der Hauptarmee zugeführt worden ist. Der am 11. Juni 1742 in Breslau unterzeichnete Friedensvertrag macht den Kämpfen ein Ende und vereinigt Schlesien und die Grafschaft Glatz mit Preußen. Das Regiment verbleibt bis zum 2. Schlesischen Krieg in der Grafschaft Glatz.
In die Zeit zwischen den beiden Kriegen fällt die Anordnung des Königs, dass die Grenadierkompanien um je 30 Mann zu verstärken sind. Die bisher nur 90 Mann starken Kompanien kommen damit auf 120 Gemeine und haben statt 8 künftig 10 Überkomplette. Daneben werden die 6 Korporale mit gezogenen Flinten ausgerüstet und verlieren die Stangenwaffen. 1743 erhält das Regiment einen neuen Chef, den Generalmajor Samuel v. Schlichting, und heißt nun Regiment z. F. „Schlichting“.
Im 2. Schlesischen Krieg steht das Regiment 1744 bei dem zum Einmarsch in Böhmen bestimmten sog. „1. Corps d’armée“ unter dem Oberbefehl des Königs. Die Grenadiere treten nacheinander in verschiedenen Zusammensetzungen zu Grenadierbataillonen zusammen, ebenfalls bei diesem Korps. Im Februar 1745 verliert das Regiment beim Sturm auf die Höhen von Plomnitz (Glatzer Gebirge) seinen Kommandeur, den Oberst v. Gaudi. In der Schlacht von Hohenfriedberg kommt das Regiment kurz vor dem entscheidenden Kavallerieangriff zusammen mit den Regimentern „Braunschweig-Bevern“ und „Alt-Schwerin“ zum Einsatz. Die Grenadiere bilden mit denen des Regiments z. F. „de la Motte“ (Nr. 17) das Grenadierbataillon „Kleist“ (dieser vom Regiment Württemberg). Dieses Bataillon ist auch im August 1745 an der Eroberung der Festung Cosel in Oberschlesien beteiligt. Es fehlt daher in der Schlacht bei Soor, an der nur das Regiment teilnimmt. Am 6. Dezember 1745 überfallen das Grenadierbataillon Kleist zusammen mit den Wartenberg-Husaren in Schwarzwaldau östlich von Landeshut ein österreichisches Dragonerregiment und nehmen ihm 3 Standarten und viele Gefangene ab. Am Winterfeldzug in Sachsen mit der Schlacht bei Kesselsdorf sind Regiment und Grenadierbataillon nicht beteiligt.
In die Zeit bis zum Siebenjährigen Krieg fällt 1750 der Namenswechsel des Regiments, welches seit dem 12. Juni nun nach seinem neuen Chef, dem Generalmajor Hans Wilhelm v. Kanitz (alte Schreibweise „Canitz“) benannt wird. Die Quartiere der Truppen werden nach dem 2. Schlesischen Krieg wie früher bezogen; das Regiment kehrt mit beiden Grenadierkompanien nach Ostpreußen zurück.
Zu Beginn des Siebenjährigen Krieges ist das Regiment Bestandteil des Preußischen Korps unter Generalfeldmarschall v. Lehwaldt. Die Grenadiere treten erst auf Befehl Lehwaldts vom 26.1.1757 mit denen des Garnisonregiments Nr. 2 zum Grenadierbataillon „Manstein“ zusammen. Das Regiment zählt 1757 „auf neuem Fuß“ 1.620 Gemeine, insgesamt 1.800 Köpfe; das Grenadierbataillon 620 Gemeine. Im Gefecht bei Groß-Jägersdorf am 30.8.1757 gegen die Russen unter Apraxin kämpft das Regiment mit großer Tapferkeit. Es geht mit gefälltem Bajonett aus der Linie vor und stößt durch das erste Treffen des Feindes bis ins zweite hinein, kann aber am unglücklichen Verlauf des Gefechtes nichts ändern. Das Grenadierbataillon verliert seinen Kommandeur, der 1758 an den Wunden aus dieser Schlacht verstirbt. Nach dem unverhofften Abzug der Russen wendet sich das Korps nach Pommern und vertreibt dort die eingefallenen Schweden.
Im Feldzugsjahr 1758 übernimmt Generalleutnant Christoph Graf zu Dohna das Korps, welches nun als „Pommersches Korps“ bezeichnet wird. Das Grenadierbataillon heißt nun „Nesse“ und ist wie das Regiment Bestandteil dieses Korps. Bei dem erneuten Einfall der Russen unter Fermor taktiert Dohna hinhaltend, was ihm der herbeieilende König sehr verübelt. Die blutige Schlacht von Zorndorf machen Regiment und Grenadierbataillon in der „Avantgarde“ mit, und das Regiment ist das einzige, welches sich von den ostpreußischen Regimentern nicht die volle Ungnade des Königs zuzieht. Nach der Schlacht verbleiben Regiment und Grenadierbataillon unter Dohna im Lager von Blumberg; im Oktober 1758 sind sie Bestandteil des Truppenkontingents, welches zum Entsatz der von den Russen belagerten Festung Kolberg entsandt wird und den Abbruch der Belagerung erzwingt.
Im Feldzugsjahr 1759 wird das pommersche Korps durch den Generalleutnant v. Wedell übernommen, nachdem Dohna seines Kommandos durch den König enthoben wurde. An der Schlacht bei Kay sind Regiment und Grenadierbataillon beteiligt. Der unglückliche Ausgang auch dieser Schlacht bestimmt den König, den Oberbefehl gegen die Russen nun selbst zu übernehmen. In der vernichtenden Niederlage bei
Kunersdorf wird das Grenadierbataillon derart dezimiert, dass es vorübergehend mit dem Grenadierbataillon „Lossau“ vereinigt werden muss. Vom Regiment gerät im Dezember ein Bataillon im Brückenkopf bei Meißen in Gefangenschaft, nachdem es seine Fahnen auf das linke Elbufer zurück geschickt hatte und sich trotz heftiger Gegenwehr der erdrückenden Übermacht ergeben musste.
Das Feldzugsjahr 1760 sieht das Grenadierbataillon bei der Armee des Königs, während das Regiment – nur ein Bataillon stark – sich beim Korps des Generalmajors v. Stutterheim befindet. In der Schlacht bei Torgau verliert das Grenadierbataillon seinen Kommandeur, den Major v. Nesse, an dessen Stelle im Dezember der Major v. Natalis tritt. Die Zusammensetzung des Bataillons wird hierdurch verändert; statt der beiden Grenadierkompanien des Garnisonregiments Nr. 2 treten nun die des Garnisonregiments Nr. 11 mit den Grenadieren zusammen. Im Feldzugsjahr 1761 steht das Regiment – wieder auf zwei Bataillone aufgefüllt – beim pommerschen Korps unter Herzog Friedrich Eugen v. Württemberg, während das Grenadierbataillon „Natalis“ zum sächsischen Korps des Prinzen Heinrich gehört. 1762 tritt durch den Wechsel Russlands auf die Seite Preußens eine große Entlastung ein. Das Regiment stößt zur Armee in Schlesien, das Grenadierbataillon verbleibt in Sachsen. Das Regiment ist an der Rückeroberung der Festung Schweidnitz beim Korps des Herzogs v. Bevern beteiligt, während das Grenadierbataillon zunächst unter General v. Seydlitz detachiert, an einer Unternehmung in Böhmen, später dann in der 1. Kolonne unter Generalmajor v. Kleist an der Schlacht von Freiberg teilnimmt.
Zinnfiguren: Regiment z.F. Kanitz im Angriff

(Abb.: Berliner Zinnfiguren, Sammlung des Verfassers)
Im Februar 1763 treten das Regiment und beide Grenadierkompanien den Rückmarsch nach Ostpreußen an. Nach Einstellung des neuen ostpreußischen Ersatzes setzt sich die Zahl der Gemeinen beim Regiment aus 1.403 „Landeskindern“, 49 Sachsen und 516 sog. „Ausländern“ (aus dem Reich) zusammen.
Nachdem die Truppen auf den „Friedensfuß“ zurückgeführt worden waren, ist die Sollstärke einschließlich der Überkompletten: 50 Offiziere, 118 Unteroffiziere, 12 Feldschers, 48 Spielleute und Hautbois, 274 Grenadiere einschl. Zimmerleuten, 1.220 Musketiere, zusammen 1.722 Mann. In den Friedensjahren unter der Regierung Friedrichs II. steht das Regiment in Königsberg.
1769 wird der Generalleutnant Joachim Friedrich v. Stutterheim neuer Chef. Das Regiment wird 1778 als „Alt Stutterheim“ bezeichnet. Ab 1783 heißt es „Anhalt“, nachdem es Generalleutnant Heinrich Wilhelm v. Anhalt übernommen hat. Die Zusammensetzung der Grenadierbataillone aus den Grenadierkompanien zweier Regimenter wird 1773 „ein für allemal“ geregelt, so dass sie künftig schon zum Exerzieren und bei Manövern zu dem für den Kriegsfall vorgesehenen Bataillon zusammenstoßen. Nach dieser Regelung treten die beiden Grenadierkompanien nun mit denen des Infanterieregiments Nr. 16 zusammen.
Im Erscheinungsbild des Regiments ändert sich durch den Thronwechsel zunächst nichts, bei der Neueinkleidung behält das Regiment Abzeichen und Regimentsmetall; die rote Abzeichenfarbe hat aber nun einen ins Orange spielenden Ton, der von den dunkleren Schleifen der Mannschaftsröcke sichtbar absticht. 1743 erhalten die Grenadiermützen Metallschilde in Regimentsmetall. Im Mai 1744 erging ein Rundschreiben an alle Infanterieregimenter, wonach diese Gamaschen von schwarzem Zwillich anfertigen lassen sollten, und am 24. März 1746 der Befehl, dass die Feldregimenter vom Mai bis September weißleinene, in den übrigen sieben Monaten aber schwarze Gamaschen zu tragen hätten. Im 2. Schlesischen Krieg sind die schwarzen Gamaschen dann ständig getragen worden, nicht aber im Siebenjährigen Krieg.
Wie bereits erwähnt, führen die 6 Korporale jeder Grenadierkompanie kurze gezogene Bajonettflinten, dazu aber wieder Kartuschen für die Patronen, die vorne über dem Gehenk um den Leib geschnallt werden. Im Felde werden die Gewehre in der Regel auf der Schulter mit aufgepflanztem Bajonett getragen.
Das ganze erste Glied erhält ab Ende 1753 um 2 Zoll längere Bajonette infolge der steigenden Bedeutung des Bajonettangriffs. Aus gleichem Grund erhalten die Unteroffiziere 1755 Kurzgewehre, die länger sind und schmale, spitze Klingen sowie eine halbmondförmig nach unten gebogene Parierstange haben. Darüber hinaus werden im August 1756 an die Unteroffiziere der Grenadierkompanien etwa 4 Meter lange Kurzgewehre mit bajonettartigen Spitzen, kurzer gerader Parierstange und festeren Stangen aus Eschenholz ausgegeben. Die Stangen sämtlicher Kurzgewehre des Regiments sind weiß angestrichen, ebenso die Fahnenstangen. (Nach Dr. Bleckwenn. Jany gibt noch braune Stangen an, weiße nur für die neuen Regimenter.)
Die Säbel erhalten nach und nach kürzere Klingen und leichtere Gefäße. Die Westen werden wesentlich kürzer, die Röcke knapper. Im Feld tragen die Offiziere stets Ringkragen und Schärpe. Den Regimentsquartiermeistern, denen Friedrich Wilhelm I. noch gestattet hatte, sich wie Offiziere zu kleiden, wird nun das Tragen des Portepee untersagt. Sonst bestehen für den gesamten Unterstab keine festen Vorschriften. Sie sollten nach der Bestimmung von 1733 „blaue Röcke und Kamisöler mit etwas Silber“ haben. Der Feldprediger ist vollkommen schwarz gekleidet, nur das „Beffchen“ war blau mit weißer Einfassung. Der Profoss trägt eine völlig abweichende Kleidung, nämlich grauen Rock mit grünem Kragen und grünen Aufschlägen, Unterkleider grau oder grün, Hut mit grüner Einfassung.

Die Fahnen mit dem neuen Fahnenmuster wurden etwas kleiner als die früheren. Wann genau der Wechsel infolge der Abnutzung erfolgte, ist nicht bekannt. Denn „die Regimenter sollen nicht eher neue Fahnen machen lassen bis es nötig ist, und wenn die Regimenter neue Fahnen haben sollen, werden Seine Kgl. Majestät es befehlen, wenn die Regimenter die Revue passiren.“
Bis 1747 waren aber die Fahnen der Infanterie auf das neue Muster umgestellt.

Die Fahnen des Regiments mit dem Muster unter Friedrich II. (Abb.: Verfasser)
Leibfahne Kompaniefahnen
Das preußische Infanterie-Regiment „Donnersmarck“ (1793 „Brünneck“) unter König Friedrich Wilhelm II. (1786-1797)
Mit Regierungsantritt des Königs Friedrich Wilhelm II. wird die Formation des Regiments, wie die der gesamten Infanterie, völlig verändert. Ab 1. Juni 1787 hat es, seit Dezember 1786 nach seinem neuen Chef Graf Henkel v. Donnersmarck benannt, 1 Grenadierbataillon und 2 Musketierbataillone zu je 4 Kompanien, indem 2 Musketierkompanien in Grenadierkompanien umgewandelt werden. Damit fällt die Vereinigung der Grenadierkompanien von zwei verschiedenen Regimentern fort. Die Pfeifer der Grenadierkompanien werden abgeschafft, jede Kompanie hat 3 Tambours. Die Musketierbataillone führen jeweils nur noch 2 Fahnen, im 1. Glied die „Avancierfahne“ (beim 1. Bataillon ist dies die Leibfahne), im 3. Glied die „Retirierfahne“.
Der Etat des Regiments beläuft sich auf 55 Offiziere, 144 Unteroffiziere, 3 Artillerie-Unteroffiziere, 51 Zimmerleute als Artilleristen zur Bedienung der Bataillonsgeschütze, 39 Tambours, 6 Hautbois, 240 Gefreite (nun auch beim Grenadierbataillon), 1.320 Gemeine und 120 Überkomplette. Der Unterstab besteht aus 1 Regimentsquartiermeister, 1 Prediger, 1 Auditeur, 1 Regimentsfeldscher, 12 Kompaniefeldschers, 1 Büchsenmacher, 1 Büchsenschäfter und 1 Profoss. Jede Kompanie erhält 10 Schützen mit gezogenen Bajonettflinten. Sie stehen in der Unteroffizierslinie hinter den Zügen.
1788 kommen zum Regiment 3 Kompanien vom aufgelösten Garnisonregiment Nr. 2, die zu seinem Depotbataillon zusammentreten. Dieses Bataillon rangiert seit 1789 nur in 2 Gliedern, hat keine Fahnen und besteht aus 12 Offizieren, 27 Unteroffizieren, 6 Tambours, 360 Gemeinen und 3 Feldschers.
Am Feldzug in Holland 1787 ist das Regiment nicht beteiligt, ebenso nicht an den Revolutionskriegen im Westen und der polnischen Erhebung im Osten. 1793 wird der Generalleutnant v. Brünneck neuer Chef des Regiments. 1797 wird das Depotbataillon unter Teilung der 3 alten Kompanien in vier gleiche Teile auf 4 Kompanien aufgestockt und heißt nun „Drittes Musketierbataillon“.
Das Erscheinungsbild ändert sich wieder grundlegend. 1788 werden an Stelle der dreieckigen Hüte und Grenadiermützen zweiklappige Hüte, auch „Casquets“ genannt, eingeführt. Die beiden Krempen sind mit weißwollener Borte eingefasst. Auf der vorderen Klappe ist ein messingfarbenes Emblem angebracht, bei den Grenadieren in Form einer Granate, bei den Musketieren der Königliche Namenszug. Darüber sitzt bei den Musketieren der bisherige Puschel, bei den Grenadieren ein weißer Busch aus künstlichen Federn, bei den Unteroffizieren und den Schützen der Grenadiere mit schwarzer Spitze. Die Änderungen, insbesondere der Hüte, stoßen in der gesamten Armee nicht gerade auf Wohlwollen. Die Schützen der Musketiere haben seit 1788 den Puschel der Unteroffiziere und deren Säbeltroddel. Die Offiziere behalten ihre bisherigen Hüte, allerdings seit Dezember 1794 mit schwarzer Bandkokarde und goldener Agraffe. Die Cordons werden silbern-schwarz.
Auf den Röcken erhalten die Achseldragoner Abzeichenfarbe, der Kragen der Offiziere eine halbstehende Form. Weste und Beinkleider werden weiß.
Das Depotbataillon trägt Aufschläge und Kragen in Abzeichenfarbe, aber keine Rabatten und Schleifen. Lediglich die Offiziere haben hier die Schleifen wie beim Regiment, dazu das ganze Bataillon schwarze Halsbinden. Auf den Patronentaschen fehlen die Taschenbleche und statt der Säbel werden nur Bajonette getragen, und zwar ohne Troddeln.
Auf den Patronentaschen der Grenadiere fallen die zusätzlichen vier kleinen Granaten in den Ecken fort, die Feldwebel erhalten 1789 das Offiziersportepee.
1793 werden die Farben der Säbeltroddeln genormt, die 12 Kompanien erhalten die Farben weiß (Leibkompanie, wie bisher), schwarz, dunkelblau, hellblau, grün, dunkelrot, hellrot, orange, gelb, braun, aschgrau, violett.
Die Fahnentücher behalten das unter Friedrich II. erhaltene Muster, nur die in den Ecken vorhandenen Königlichen Namenszüge ändern sich nun und auch künftig unter dem jeweiligen Regenten.

(Abb. Verfasser)
Das preußische Infanterie-Regiment „Brünneck“ (1805 „Rüchel“) unter König Friedrich Wilhelm III. (1797-1807)
Unter der Regierung Friedrich Wilhelms III. bildet das Regiment seit 1799 wieder 2 Bataillone zu je 5 Kompanien; ferner 2 Grenadierkompanien, die mit denen des Infanterieregiments Schöning (Nr. 11) dauernd vereinigt, zunächst das Grenadierbataillon „Below“ bilden. Das 3. Musketierbataillon bleibt unverändert.
1805 ändert das Regiment seinen Namen in „Rüchel“ nach seinem neuen Chef, dem Generalleutnant Ernst Friedrich Wilhelm v. Rüchel. Es steht 1805 im 3. Reservekorps unter Generalleutnant v. Thiele. 1806 befinden sich Regiment und Grenadierbataillon beim Korps L’Estocq. Seit 1.10. heißt das Grenadierbataillon „Schlieffen“, 1807 dann ab 26. August „Kurowski“. In der Schlacht von Preußisch-Eylau am 8. Februar 1807 kämpfen Regiment und Grenadierbataillon heldenmütig an der Seite der Russen, und das Regiment Rüchel trägt im Korps L’Estocq entscheidend zur Abwendung einer Niederlage der Russen gegen die Franzosen bei. Die Schlacht ergibt allerdings keinen Sieger.
Der Frieden von Tilsit sieht Regiment und Grenadierbataillon unbesiegt, so dass sie bei der Neubildung des preußischen Heeres 1808 das 1. Ostpreußische Infanterieregiment bzw. das 1. Ostpreußische Grenadierbataillon bilden können.
Für das Bekleidungswesen hatte König Friedrich Wilhelm III. ein persönliches großes Interesse. Bei der gesamten Infanterie erhielten die Röcke einen knappen frackartigen Schnitt. Die Rabatten und Schoßumschläge wurden nun festgenäht, so dass der Rock nicht mehr übergeknöpft werden konnte. Der Kragen wurde breiter und höher. Laut Ordre vom 4.11.1801 gingen die Rabatten nicht mehr von der Brust schräg nach den Hüften zu auseinander, sondern vorn gerade herunter. Nur die Schöße wurden noch mit rotem Boy gefüttert, Knöpfe und Falten fielen fort, ebenso die Rocktaschen. Der Hut erhält wieder die frühere dreieckige Form, jedoch nicht mehr so flach; dazu Hutpuschel und Cordons in den alten Regimentsfarben. Der Zopf reicht nur noch bis kurz unter den Kragenrand, die Seitenlocken fallen ganz fort. Unteroffiziere, Schützen und Grenadiere tragen Oberlippenbärte, die Musketiere nicht.
Die Grenadiere erhalten Grenadiermützen neuer Art, die vorn ein schwarz lackiertes Lederschild mit umlaufendem Kranz von schwarzer gekräuselter Wolle haben. Vorn sitzt ein lederner Augenschirm mit Einfassung von weißer Bandborte, darüber ein Messingblech mit dem schwarzen Adler und darüber eine Granate. Die Rückseite des Schildes ist in Abzeichenfarbe lackiert, bei den Grenadierkompanien des Infanterieregiments Nr. 2 hellziegelrot, bei denen des Infanterieregiments Nr. 11 karmesinrot. Der niedrige Kopfteil aus schwarzem Filz hat eine vier Finger breite, beidseitig weiß eingefasste Borte in Abzeichenfarbe. An der linken Seite sitzt der bisherige weiße Busch, zuletzt aus kurzen Gänsefedern.
Bei der Mobilmachung von 1805 erhalten die Mannschaften lange, nicht ganz bis an die Knöchel reichende Überhosen aus Zwillich. Die Regimentsabzeichen werden nicht verändert; auch das 3. Musketierbataillon trägt nun die Regimentsuniform, jedoch keine Säbel und Taschenbleche. Die Offiziere der Grenadierbataillone erhielten 1799 auf den Hüten weiße Federbüsche mit schwarzer Wurzel, Stiefel statt der Gamaschen, verlieren die Stangenwaffen und ziehen dafür den Degen.
1801 tragen auch die übrigen Offiziere statt der Gamaschen Stiefel, dazu aufgeschlagene Röcke mit gerade heruntergehenden Rabatten. Die sehr breite Schärpe wird auf dem Rock getragen, so dass die Quasten nicht mehr vor, sondern hinter dem Degen hängen. Die Hüte werden in den letzten Jahren sehr hoch, ebenso die Federbüsche.
Am 1.12.1798 erhielten Regimentsquartiermeister und Auditeur eine in der ganzen Armee übereinstimmende Uniform, nämlich dunkelblauen Rock mit einer Reihe silberner Knöpfe, dunkelblaue Kragen, Aufschläge mit Silberstickerei, rotes Futter, weiße Unterkleider, Hut ohne Tresse und Cordons, mit schwarzer Kokarde und silberner Spange, silbernes Portepee, innen mit weißer Seide. Diese Uniform sollten auch die Regimentschirurgen tragen.

„Below“
Rgt. Nr. 2 Uniform zur Parade
Rgt. Nr. 11 feldmarschmäßig (Abb. Verfasser von 1987)
Die Fahnen des Regiments werden auch vom 1. Ostpreußischen Infanterieregiment in der Neupreußischen Armee übernommen und überdauern alle Zeiten bis zum 1. Weltkrieg. Die schwarze Farbe der Fahne, die nach zeitgenössischen Berichten ehemals der Große Kurfürst „für alle Zeiten“ bestimmt haben soll, ist nie gewechselt worden. Zum letzten Mal entfaltet das Grenadierregiment Kronprinz Nr. 1 (1. Ostpreußisches) an den Masurischen Seen 1914 die schwarze Fahne nach friderizianischem Muster mit zuletzt unter Kaiser Wilhelm II. erneuerten Fahnentüchern. Die weiße Leibfahne führte 1914 das 2. Bataillon des Kaiser-Alexander-Gardegrenadierregiments.

Abb.: GenWiki im Internet (Zigarrettenbild)
Quellen zu beiden Teilen:
- Jany, „Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914“, Band I bis III, 2. Auflage, Osnabrück 1967;
„Deutsches Militär-Archiv“, Braunschweig, ohne Jahr;
Dr. Brock, in „Mittheilungen zur Geschichte der militärischen Tracht“, Beilage zur Uniformkunde von R. Knötel, 1893;
Knötel/Sieg, „Handbuch der Uniformkunde“, Nachdruck Hamburg 1971;
Dr. Bleckwenn, „Unter dem Preußen-Adler – Das brandenburgisch-preußische Heer 1640-1807“, München 1978
Dr. Bleckwenn, „Die friderizianischen Uniformen“, Bibliophile Taschenbücher Nr. 444, Teil I, Osnabrück;
Dr. Bleckwenn, „Reiter, Husaren und Grenadiere“ (Zeichnungen des Frhr. v. Gudenus 1734), Bibliophile Taschenbücher Nr. 125, Dortmund 1979;
- Dorn/J. Engelmann, „Die Infanterie-Regimenter Friedrich des Großen 1756-1763“, Lizenzausgabe Augsburg 1992;
- Dorn/J. Engelmann, „Die Schlachten Friedrichs des Großen“, Lizenzausgabe Augsburg 1996
Schick/v. Halem, „Das Bilderlexikon der Uniformen“, München 1978;
- Fürst, „Das Kurbrandenburgisch-Preußische Heer (ca. 1626-1704)“, Tafelwerk (zum Selbstkolorieren mit Farbangaben), ohne Jahr und Ort;
- Petrich, „Feste Großfriedrichsburg“, in „Die Zinnfigur“ 6/1964;
Zigarettenbilder-Alben „Fahnen- und Standartenträger “, Herausgeber: ALVA Cigaretten, Cigaretten-Companie-„Yosma“ GmbH, Bremen, ohne Jahr;
Recherchen zur Uniformkunde im Internet.