Unter den schwarzen Fahnen Teil 1

Eine Regiments-Chronik des altpreußischen Infanterieregiments Nr. 2

(1655 bis 1807)

Teil 1

Die Gründung durch das kurbrandenburgische Regiment z. F. „Schwerin“ (1655-1668)

 

Mit Kapitulation vom 20.12.1655 warb Oberst Bogislav von Schwerin, der Kommandant der Festung Kolberg, in Pommern ein Regiment zu Fuß von 8 Kompanien, welches aber erst im März 1657 vollständig gemustert werden konnte und zur See nach Pillau in Preußen gebracht wurde.
Angaben hinsichtlich einer Teilnahme des Regiments an der Schlacht von Warschau 1656 sind daher unzutreffend. Im Herbst 1657 steht das Regiment z. F. Schwerin unter dem Statthalter Fürst Bogislav Radzivill im Herzogtum Preußen mit einer Stärke von 8 Kompanien zu insgesamt 556 Gemeinen. 1659 wird seine Stärke mit 6 Kompanien, insgesamt 700 Gemeine angegeben. Die Beendigung des Nordischen Krieges mit dem Frieden zu Oliva 1660, die eine Reduktion des gesamten brandenburgischen Heeres zur Folge hatte, lässt das Regiment z. F. Schwerin ungeschoren. Es behält nach dem Stand von 1661 weiterhin 6 Kompanien mit 780 Gemeinen; erst 1663 wird es auf 4 Kompanien mit insgesamt wieder 700 Gemeinen vermindert. 1666 wird im Zusammenhang mit den „Münster’schen Wirren“ die Hälfte des Regiments beritten gemacht und als Dragoner in den Westen gesandt. Nach Beendigung dieses Einsatzes kehren die Kommandierten zum Regiment zurück.

Über das Erscheinungsbild des Regiments sind genaue Angaben nicht möglich, Musterungsberichte aus dieser Zeit sind leider nicht erhalten. Allgemeinen Angaben zufolge haben sich die Kompanien zu zwei Dritteln aus Musketieren und einem Drittel aus Pikenieren zusammengesetzt. Die Röcke der Musketiere waren mit Sicherheit blau, das Futter und die Aufschläge der Ärmel vermutlich weiß. Angeblich waren die Knopflöcher der Röcke mit weißer Borte besetzt. Die Pikeniere sollten im Feld über dem gelben Lederkoller den gebläuten Brustharnisch (Wapen) zusammen mit der Sturmhaube (Kaskett) tragen. Doch kam es bereits in dieser Zeit schon oft vor, dass sie überwiegend mit blauen Röcken und den Hüten gleich den Musketieren bekleidet waren, weil die Anzahl der aus den kurfürstlichen Zeughäusern gelieferten Rüstungen nicht ausreichte. Auch Kombinationen von Rock mit Brustpanzer und Kaskett sind denkbar. Die Musketiere trugen noch das Bandelier mit anhängenden Lademaßen, Kugelbeutel und Pulverhorn. Lediglich für die Leibkompanie wird angegeben, dass sie bei der Musterung 1657 durchweg mit Patronentaschen versehen war. Die Musketengabeln sollten angeblich im Feld nicht mehr geführt werden, ein Zeitpunkt hierfür ist allerdings nicht dokumentiert. Jedenfalls steht diese Maßnahme im Zusammenhang mit der beschlossenen Einführung der sog. „Schweinsfedern“, welche als Schießstützen verwendet werden sollten, falls sie nicht zur Herstellung der „Spanischen Reiter“ dienten.

Die Offiziere kleideten sich nach eigenem Geschmack und Vermögen. Auch die Unteroffiziere waren häufig noch abweichend gekleidet.

Leib – und Kompaniefahnen Zeichnung: G. Stenvers
Das Bild mit den Figuren für das Regiment Schwerin basiert auf Blatt 5 des Tafelwerks von Fred Fürst (Offizier, Musketier) sowie auf dem „Deutschen Militär-Archiv“, Braunschweig (Pikenier). Abb.: Verfasser von 1989

 

Die Stangenwaffe des Offiziers ist fragwürdig (Kurzgewehr für Unteroffiziere?). Die schwarzen Kompaniefahnen mit den in Silber ausgeführten Emblemen beruhen auf einer Rekonstruktion nach Fiebig (ebenfalls abgebildet bei Fürst), gleichfalls die Leibfahne der Leibkompanie nach schriftlicher Angabe. Die lateinische Devise „NON SOLUM ARMIS“ der Fahnen lautet wörtlich übersetzt „Nicht nur durch Waffen“. Die Abbildungen stammen vom Verfasser 1989.

 

Das kurbrandenburgische Regiment z. F. „Dönhoff“ unter dem Großen Kurfürsten (1668-1688)

 

Am 24. Juni 1668 wird das Regiment dem Oberst Friedrich Graf von Dönhoff gegeben; es wird nun als Regiment z. F. „Dönhoff“ bezeichnet.

Am Feldzug gegen Frankreich im Bündnis mit den Generalstaaten ist das Regiment nicht beteiligt, jedoch stellt es 1672 neben anderen Truppenteilen das Hilfskorps für Polen unter seinem Chef, dem Grafen Dönhoff. 1674 stößt das Regiment zu der nach dem Elsaß bestimmten Feldarmee gegen die französische Armee Ludwigs XIV. Seine Stärke wird mit 4 Kompanien, 560 Gemeinen angegeben. Nach dem für die Verbündeten unglücklichen Feldzug und dem Einfall der Schweden in Brandenburg 1675 wird das Regiment Dönhoff mit den Kompanien des aufgelösten Regiments Flemming vereinigt, so dass seine Stärke auf 8 Kompanien anwächst. 1676 ist das Regiment Teil der Belagerungsarmee vor Stettin, und nach dessen Fall rückt es 1677 nach Preußen ab, um dort das Land gegen einen Einfall der Schweden aus Livland zu schützen. Es verbleibt auch dort und nimmt nicht an der Eroberung von Rügen teil. Im Spätherbst 1678 erfolgt der Einfall der Schweden mit einem Heer von rd. 12.000 Mann, der aber durch die Truppen des herbeieilenden Kurfürsten zurückgeschlagen wird. Der Frieden von St. Germain bringt eine Reduzierung der Truppen. Das Regiment hat 1679 noch 4 Kompanien mit 500 Gemeinen, seit 1683 aber wieder 6 Kompanien mit 900 Gemeinen und steht nach wie vor in Preußen. Einige Kommandierte dienen auf den Schiffen der kurbrandenburgischen Flotte.

Seit 1681 mussten sich unter den Gemeinen jeder Kompanie 6 zum Werfen von Handgranaten ausgebildete Grenadiere befinden; vermutlich hat das Regiment danach 24 bzw. 36 Grenadiere. 1683 sind 4 Kompanien des Dönhoffschen Regiments Bestandteil des Hilfskontingentes unter Oberst Erbtruchsess Freiherr zu Waldburg und nehmen beim polnischen Heer am Türkenkrieg teil, ebenso auch 1685. Nach Rückkehr der Truppen findet eine Neuregelung der Sollstärken statt. Das Regiment umfasst nun 8 Kompanien mit 1.200 Gemeinen. 1686 befinden sich beim brandenburgischen Hilfskorps in Ungarn 320 Gemeine des Regiments, die ihren ruhmreichen Anteil an der Eroberung der Festung Ofen (Buda) haben. Nach der Rückkehr des Hilfskorps treten die Kommandierten wieder in ihr Stammregiment ein. Wie alle anderen Regimenter zu Fuß hat nun auch das Regiment Dönhoff 8 Kompanien mit insgesamt 1.000 Gemeinen, jede Kompanie zu 125 Gemeinen. Diese Stärke hat das Regiment auch noch beim Tode des Großen Kurfürsten 1688.

 

Auch hinsichtlich des Erscheinungsbildes des Regiments z. F. Dönhoff in der Regierungszeit des Großen Kurfürsten sind nur spärliche Quellen verfügbar. Sicher ist nur, dass das Regiment nach Einzelangaben aus dem Jahr 1672 blaue Röcke mit Futter von weißem Boy hatte, die es vielleicht in diesen Farben auch schon unter Schwerin trug. Dies gilt selbstverständlich nur für die Mannschaften. Der Rock hatte nicht mehr die frühere Weite, sondern den engeren Schnitt eines Leibrocks mit einer Reihe von gelbmetallenen Knöpfen auf der Vorderseite, die bis zur Taille geschlossen wurden. Jeweils drei gleiche Knöpfe befanden sich auch auf den Ärmelaufschlägen und den Rocktaschen. Die Musketiere waren in den 80er Jahren wohl durchgängig mit Patronentaschen versehen, die an dem Bandelier kreuzweise mit dem „Wehrgehenk“ für den sehr schräg getragenen Degen über den Leibrock geschnallt wurden. Berichte aus der gleichen Zeit erwähnen ebenfalls einen Leibriemen, der wahrscheinlich über Bandelier und Wehrgehenk gespannt wurde, um sie in festem Sitz zu halten. Die Hüte der Mannschaften waren nun einheitlich von schwarzer Farbe und hatten an der Krempe eine schmale Einfassung mit weißem Wollband

(Die Embleme sind in Gold ausgeführt. Ungewöhnlich ist das Fehlen des Devisenbandes)
Das Bild mit den Figuren für das Regiment Dönhoff basiert (mit Ausnahme des Grenadiers) auf Blatt 4 des Tafelwerks von Fürst, ebenso die Fahnen nach Fiebig (Rekonstruktionen). Abb.: Verfasser (von 1989).

Die Grenadiere (erst ab 1681 in den Kompanien) trugen statt des Hutes, der sie beim Werfen der Granaten störte, eine Beutelmütze mit umgeschlagenem gesteiften Rand („Kranz“) und einem ziemlich niedrigen gesteiften Vorderschild mit Emblem (näheres hierüber ist nicht bekannt). Der Beutel der Mütze („Sack“) endete mit einer Quaste, die herabhing. Statt des Wehrgehenks trugen sie ein Leibgehenk unter dem Rock. Über die linke Schulter führte das Bandelier für die große Granatentasche, auf dem in Höhe der Brust der blecherne „Luntenberger“ angebracht war.

In der Bekleidung der Pikeniere bestand in den 80er Jahren kein Unterschied mehr gegenüber derjenigen der Musketiere.

Zu erwähnen ist noch der eigentümliche ärmellose Mantel in Form eines Umhangs, der ebenfalls von blauer Farbe und mit weißem Boy gefüttert, am Hals mit Hakenverschluss geschlossen, den Soldaten bei schlechter Witterung schützen sollte.

30 mm-Zinnfiguren Regiment z.F. Dönhoff von der Offizin Kilia Zinnfiguren (Marbod Gerstenhauer, ehem. A. Ochel) aus der Sammlung von SF Carsten Hansen (Abb.: aus Fotografien von SF Jörg Richter)
Anmerkung: Zinnfiguren passender Musketiere und sogar Grenadiere im Marsch gibt es bei der Offizin Fleesensee im 30 mm-Maßstab

Das kurbrandenburgische Regiment z. F. „Dönhoff“ unter Kurfürst Friedrich III. (1688-1700)

 

Die Ereignisse des Krieges gegen Frankreich 1688/89 sehen 4 Kompanien des Regiments Dönhoff am Niederrhein, während die anderen 4 Kompanien zunächst in Preußen verbleiben. 1689 wird das Regiment auf 10 Kompanien verstärkt und nimmt insgesamt an der Belagerung von Bonn teil, musste aber im Winter 1689/90 nach Preußen zurückgezogen werden, weil ein Unterkommen in den niederrheinischen Gebieten und Westfalen nicht möglich war. Die Rückkehr in den Westen unternehmen 1690 nur 8 Kompanien; 2 bleiben in Preußen, gehen aber 1691 mit einem neu aufgestellten Hilfskorps nach Ungarn, ebenso 1693. Als 1691 das Hilfskorps nach Ungarn in Marsch gesetzt wird, berichtet der Fähnrich v. Zanthier vom Dönhoffschen Bataillon, dass nur „20 bis 30 Mann von jeder Kompanie Flinten hätten, die anderen wären entweder mit Piken oder mit Musketen versehen, die noch mit brennender Lunte abgebrannt werden mussten“. Ebenfalls 1691 verordnet Kurfürst Friedrich III. für das Hilfskorps, dass außer der Garde „die übrigen Bataillons durchgehends in Blau und Rot gekleidet werden mögen, und zwar blaue Röcke und rote Hosen, item Mäntel mit Rot gefüttert“. Die Pikeniere sind vor 1693 abgeschafft, so dass bei der Absendung des neuen Hilfskorps 1693 alle Soldaten mit „Feuergewehren“, teils Flinten, teils Musketen versehen sind.

1696 verstirbt Generalleutnant Friedrich Graf v. Dönhoff, und das Regiment wird seinem Sohn, dem Obersten Otto Magnus Graf v. Dönhoff gegeben. Mit dem Frieden von Rijswijk 1697 endet der Pfälzische Erbfolgekrieg, und es erfolgt die große Reduktion des brandenburgischen Heeres. Das Dönhoffsche Regiment behält 8 Kompanien und steht nach wie vor in Preußen.

Hinsichtlich des Erscheinungsbildes des Regiments nach dem Chefwechsel gibt es keine entsprechenden Angaben. Lediglich für die Fahnen sind Abbildungen ab 1696 vorhanden, die diese mit ähnlichen Emblemen aber einschl. Devisenband zeigen. Die Abbildungen findet man (leider ohne Quellenangabe) im Internet.

Leibfahne u. Kompaniefahnen 1696-1700 (Abb.: Internet)

 

Ob hier bei einem gewöhnlichen Fußregiment der rote Adler den blauen Brustschild mit Reichszepter aufwies, sei dahingestellt, kommt allerdings auch bei Illustrationen aus der Kaiserzeit vor. Hier sind die Devisenbänder sogar in Rot ausgeführt, was nach meinen Recherchen aber keine sonstigen Quellen bestätigen. Allgemein ist abschließend festzustellen, dass alle Abbildungen von Fahnen des Kurbrandenburgischen Regiments Dönhoff wohl Rekonstruktionen aufgrund schriftlicher Angaben sind und insoweit mit Fehlinterpretationen behaftet sein können. Ein Originalstück hat sich nicht erhalten.

 

Das preußische Regiment z. F. „Dönhoff“ unter König Friedrich I. (1701-1713)

 

Infolge der Krönung Friedrichs III. am 18. Januar 1701 als Friedrich I. zum König in Preußen wurden die bisher kurbrandenburgischen– zu königlich preußischen Institutionen, so auch die Armee. Ebenfalls 1701 brachen in Europa gleichzeitig zwei große Kriege aus, der Spanische Erbfolgekrieg und der Große Nordische Krieg. Im Spanischen Erbfolgekrieg steht Preußen auf der Seite der Koalition von Kaiser und Reich sowie den Seemächten England und den Generalstaaten der Niederlande; im Großen Nordischen Krieg bleibt Preußen in der Regierungszeit Friedrichs I. neutral.

1702, im Zuge der Überlassung eines Hilfskorps an die Seemächte, muss auch das Regiment Dönhoff Primaplanen und Gemeine abgeben. Danach werden die entstandenen Lücken wieder aufgefüllt, so dass das Regiment zunächst 8 Kompanien zu je 125 Gemeinen bildet, ab Juni 1703 dann wieder 10 Kompanien in gleicher Kompaniestärke.

Als das preußische Korps des Fürsten Leopold v. Anhalt-Dessau im Frühjahr 1705 den Marsch nach Italien zur Unterstützung Prinz Eugens antritt, wird ein Bataillon des Regiments Dönhoff zur Unterstützung an der deutschen Westgrenze in Marsch gesetzt, wo es Teil eines neu aufgestellten Korps unter dem Befehl des Generalleutnants v. Arnim wird. Desgleichen stößt das Bataillon 1706 wieder zu einem Korps, diesmal unter Graf Lottum, und hat seinen Anteil an den Siegen von Oudenaarde 1708 und Malplaquet 1709. 1710 wird das preußische Korps unter den Oberbefehl des zurückgekehrten Fürsten Leopold v. Anhalt-Dessau gestellt und kämpft weiter auf dem westlichen Kriegsschauplatz.

Nach Beendigung des Reichskrieges finden wir das Regiment beim Tode König Friedrichs I. 1713 in Pommern und Preußen wieder, bestehend aus zwei Bataillonen mit 10 Primaplanen, insgesamt 1.200 Gemeine.

Zur Uniformierung ist allgemein zu bemerken, dass die Halstücher im Laufe des 18. Jahrhunderts die vorn herabhängenden Enden verloren, hinten unter dem Rock verknotet wurden und immer mehr Bindenform annahmen. Der schwarze Hut wurde dreieckig, kleiner und flacher. Auch die Musketiere trugen nun das Leibgehenk unter dem Rock. Das Haar fasste man am Hinterkopf zum Haarschopf zusammen oder drehte es zu einem mit schwarzem Bande umwickelten kleinen „Haarschwanz“. Bei der Übernahme des Nassau-Dillenburgischen Bataillons in preußische Dienste wurde 1702 verlangt, dass die Mannschaft zu stellen sei „mit voller Mundierung…..als blauem Mantel, Rock mit rotem Futter…..gleich wie alle Feldregimenter von Ihrer Königlichen Majestät mundiret seyn“. Von v. d. Oelsnitz wird zum Jahr 1704 in der Regimentsgeschichte angegeben: „Offiziere rote Röcke, Gemeine weiße Litzen auf den Knopflöchern“. Schließlich kamen nach dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts die über die Strümpfe zu knüpfenden, aus grauem Zwillich bestehenden Gamaschen auf.

Die Offiziere waren zwar noch immer abweichend gekleidet, sie führten nun aber einheitlich die über den Rock um den Leib geschlungene silbern-schwarze Schärpe und am Degengefäß das gleichfarbige Portepee. Die Fahnen führten nun den preußischen schwarzen Adler.

 

Der „Kaputrock“ der Grenadiere mit großen Ärmelaufschlägen und liegendem Kragen wurde vorne offen getragen, wobei die Vorderteile und Schöße umgeschlagen geknöpft wurden, so dass das farbige Futter sichtbar wurde. Eine kleine Patronentasche für das Gewehr (Kartusche) schnallte der Grenadier vorn über das Leibgehenk.

Leib- und Kompaniefahne 1705
Musketier Unteroffizier Tambour Offizier Patronentasche Trommel (Abb.: Kühn/Hall, Archiv des Verfassers)

 

Für die Uniformierung des Regiments Dönhoff einschließlich dessen Fahnen in dieser Periode gibt es bei Kühn/Hall zusätzlich zu den Abbildungen differenzierte schriftliche Angaben.

Danach waren beim

 

Musketier

der Rock blau, Futter, Aufschläge, Hosen, Westen, Halstücher und Strümpfe rot, Knöpfe gelb (Messing), Hut schwarz und dreiseitig aufgeschlagen, Hutborte und Litzen auf den Knopflöchern weiß, Patronentasche schwarz m. gelbmetallenem Taschenblech i. d. Mitte, Lederzeug hell-ledern, am Ärmelaufschlag auch noch weißer Randbesatz;

Unteroffizier:

die Angaben zur Uniform wie Musketier, jedoch silberfarbene Tresse rund um den Aufschlag, Strümpfe blau, Hosen rot;

Tambour:

die Angaben wie Unteroffizier, jedoch keine Tresse, aber weiße Litzen auch auf den Knopflöchern der Weste, Tambourborten weiß/schwarz gestreift auf den Schwalbennestern, den Ärmelnähten, Querbesatz auf den Ärmeln und auf der Oberkante des Aufschlags, auf den Vorderkanten des Rocks einschließlich des Halsausschnitts und als Einfassung der Taschenpatten, Trommel holzfarben, Reifen schräg schwarz/weiß gestreift, auf dem Trommelsarg weißes, golden gerändertes Medaillon mit schwarzem, gekröntem Adler;

Offizier:

Rock und Hosen rot, Strümpfe schwarz, Knöpfe und Borten golden, Halstuch weiß.

 

Die Fahnen zeigen nun im schwarzen Mittelschild bei der weißen Leibfahne, bzw. im weißen Mittelschild bei den schwarzen Kompaniefahnen, den gekrönten Preußischen Adler, bei der Leibfahne in Gold, bei den Kompaniefahnen in Schwarz. Das Mittelschild ist umkränzt mit 2 goldenen Palmenzweigen und überhöht von einer goldenen Königskrone mit vollem roten Futter. Die Leibfahne ist übersät mit goldenen Sternen und hat 4 Eckflammen in Gold. Die Kompaniefahnen haben das gleiche Muster, evtl. aber mit goldenen Granatenflammen statt der Sterne. Das Devisenband über dem Mittelschild ist auf der Leibfahne schwarz, auf den Kompaniefahnen weiß, die Devise „NON SOLUM ARMIS“ auf diesen in Gold ausgeführt.

 

Im Übrigen können die Farbangaben für Offiziere nur beispielhaft sein, da diese sich häufig noch nach eigenem Geschmack kleideten und hierbei allerdings auch besonders die rote Farbe des Adels bevorzugten.

Grenadieroffizier
Grenadiere vorgehend
Trommler
Pfeifer
Zimmermann
Diese Zinnfiguren stammen von der ehem. Offizin Golberg, später bei Wilken, und zeigen die Beutelmützen
der Grenadiere zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges
(Sammlung des Verfassers, Abb.: Offizin Wilken)

Das preußische Regiment z. F. „Alt-Dönhoff“ (ab 1717 „Roeder“) unter König Friedrich Wilhelm I. (1713-1740)

 

Mit dem Regierungsantritt Königs Friedrich Wilhelm I. am 25.2. 1713 erhält das Regiment die Bezeichnung „Alt-Dönhoff“ zum Unterschied von dem neu gebildeten Regiment „Jung Dönhoff“ des Generalmajors Ernst Wladislaus Graf v. Dönhoff. Am Anfang der Regierungszeit des Königs ist der Große Nordische Krieg noch nicht beendet, und Preußen tritt in den Krieg auf der Seite der Koalition gegen Schweden ein. Es wahrt ab 1715 mit Truppenmacht seine Interessen an der Ostsee gegen Schweden. Hier steht das Regiment Alt-Dönhoff innerhalb eines alliierten Heeres aus Dänen, Preußen und Sachsen in Pommern und nimmt an der Eroberung von Rügen und Stralsund teil. Am 27.12. 1717 wird es dem Generalmajor Erhard Ernst v. Roeder gegeben und wird nun als „Regiment Roeder“ bezeichnet. Im Frieden von Stockholm vom 21. Januar 1720 gewinnt Friedrich Wilhelm Teile von Vorpommern einschließlich der Inseln Usedom und Wollin sowie die Stadt Stettin mit dem Gebiet zwischen Oder und Peene. Danach unternimmt er während seiner Regentschaft keinen Kriegseinsatz zum Landgewinn mehr, und auch das Heer, zur viertgrößten Armee Europas verstärkt, wird nicht mehr gegen Subsidien an ausländische Mächte vermietet.

 

Der Etat des Regiments bestimmte sich 1714 nach dem „Reglement an die Infanterie“ auf 40 Offiziere, 110 Unteroffiziere, 31 Tambours, 6 Pfeifer, 120 Grenadiere, 10 Zimmerleute, 1.080 Musketiere, 50 „Überkomplette“; dazu 10 Kompaniefeldschers. Gegliedert war es in 2 Bataillone mit jeweils 5 Kompanien. Im formierten Bataillon traten die 60 Grenadiere und 5 Zimmerleute mit 1 Kapitain, 1 Leutnant, 2 Sergeanten, 3 Korporalen, 2 Pfeifern und 2 Tambours aus ihren Kompanien aus und auf dem rechten Flügel zusammen. Der Regimentsstab bestand aus Oberst, Oberstleutnant und Major, die aber zugleich „Kapitains“ ihrer Kompanien waren und in die Gesamtzahl der Offiziere rechneten.

 

1734 ist das Regiment Bestandteil des preußischen Hilfskorps für den Kaiser, welches unter dem Oberbefehl seines inzwischen zum Generalleutnant beförderten Chefs zum Oberrhein zieht, aber infolge nicht stattfindender Kriegseinsätze 1735 zurückkehrt. Nach Rückkehr wurden die bisher auf die Kompanien verteilten Grenadiere zusammengezogen und zu 2 Grenadierkompanien, jede bei einem Bataillon, formiert. Da die Grenadierkompanien keine Fahnen hatten, standen bei ihnen weder Fähnriche noch Gefreitenkorporale, auch Gefreite hatten sie nicht.

 

Die Musketierkompanien zählten seit 1735 statt 108 jeweils 112 Gemeine und bildeten 28 viergliederige Rotten. 1739 wird v. Roeder Feldmarschall und kommandiert alle Truppen in Ostpreußen selbständig. Nach dem neuen Feldetat von 1739 hat das Regiment nun im Regimentsstab einen Major mehr (für das 2. Bataillon) und zusätzlich 2 Adjutanten. Das Regiment besteht weiter in 2 Bataillonen, dazu kommen die beiden Grenadierkompanien.

 

 

Das Erscheinungsbild des Regiments ändert sich unter der Herrschaft König Friedrich Wilhelms I. grundlegend. Schon am 30. Juni 1713 erließ der König ein „Montierungs-Reglement“, wonach alle Montierungen für die Armee im Inland gefertigt werden mussten. Das „Reglement für die Infanterie“ von 1714 gab erstmalig genaue Bestimmungen für Preise und Maße, dasjenige von 1716 setzte solche auch für die Offiziersmonturen fest. Seit 1724 erhielt jedes Regiment so genannte „Mundierungs- Reglements“, welche besonders ausgefertigt waren und alle Einzelheiten ausführlich vorschrieben. Änderungen ohne die königliche Erlaubnis waren verboten. Das Regiment „Alt-Dönhoff“ trug noch rote Unterkleidung (1715), dazu bis 1716 die grauen Zwillichgamaschen mit schwarzledernen Knieriemen. Vermutlich hatte der Rock noch nicht die ab 1726 obligatorischen Rabatten, sondern beidseitig eine Reihe von ziemlich großen Messingknöpfen. Die Offiziersröcke waren noch nach Rang und Vermögen des Einzelnen mehr oder weniger reich bestickt. Alle Offiziere, auch die der Grenadiere, trugen nun Hüte. Die Tambours hatten wahrscheinlich noch 1717 Röcke von rotem Kirsey, obgleich „gewechselte Farben“ für die Infanterie schon in den Verhandlungen von 1706 allgemein abgelehnt wurden.

(Abb.: 1987 vom Verfasser)

Das Regiment „Roeder“ hatte zumindest ab 1725 – wahrscheinlich schon früher – paille (strohgelbe) Unterkleider, dazu seit 1717 weiße Gamaschen mit anfangs schwarzen -, seit 1726 weißleinenen Knieriemen. Aufschläge und Rabatten des Rockes waren rot, die Rabatten jeweils mit 9 Messingknöpfen besetzt. Als Regimentsabzeichen saßen unter jeder Rabatte 2 – und hinten zwischen den Taillenknöpfen ebenfalls 2 rote Schleifen. In späteren Jahren wurden die Messingknöpfe auf den Rabatten auf 6 vermindert, jeweils paarweise untereinander gesetzt. Das Lederzeug war seit 1726 nicht mehr fahlgelb, sondern weiß angestrichen. Die schwarzen Schuhe waren vorn breit, hatten ziemlich hohe Absätze und wurden zunächst noch mit Schuhschnallen geschlossen, später dann zugebunden. Vorne runde Schuhe trug lediglich der Profoss.

Alle Dienstgrade trugen rote Halsbinden, weiße waren den Offizieren vorbehalten. Vorn links am Hut saß ein Messingknopf, darüber bei den Mannschaften der an der Innenseite befestigte wollene Hutpuschel in den Regimentsfarben schwarz mit rotem Kelchfleck. Die gleichen Farben hatten auch der um den Hutkopf geschlungene Kordon und die seitlich sichtbaren Kordonquästchen. Bis 1725 trugen die Grenadiere diesen Hut auch zum gewöhnlichen Gebrauch, seitdem aber ausschließlich die spitzen Grenadiermützen. Diese hatten auf dem roten Vorderschild einen Messingbeschlag, der allmählich die Form eines durchbrochenen Messingschildes annahm. An der Spitze des hochgestellten Sackes befand sich der gleiche Puschel wie derjenige am Hut. Die kleine, auf den Leib geschnallte Kartuschentasche fiel 1733 fort.

Die Pfeifer und Tambours trugen den blauen Rock mit Tambourborten in den Wappenfarben des Regimentschefs v. Roeder besetzt, Regimentstambour und Hautbois dazu die Huttresse der Unteroffiziere einschließlich deren Puschel.

Die Unteroffiziere hatten um den Hut eine daumenbreite Goldtresse und seit 1718 einen schwarz-weiß quadrierten Hutpuschel sowie schwarz-weiße Kordonquästchen. Der Rock hatte als Besatz goldfarbene Tressenschleifen statt der roten Bandschleifen der Gemeinen. Sie führten ferner eine schwarz-weiß gemusterte Säbeltroddel an der Seitenwaffe und hatten gelblederne Handschuhe mit kurzen Stulpen. Am obersten Knopf der rechten Rabatte hing der Stock zur Züchtigung. Als Stangenwaffe führten sie das lange braune Kurzgewehr mit Bartenklinge.

Alle Offiziere trugen seit 1718 die durch keine Gradabzeichen unterschiedene reglementmäßige Uniform. Die Leibröcke waren nun ganz schlicht, nur die Weste hatte eine Einfassung von gemusterter Goldtresse.

Beim Einsatz am Oberrhein 1734 trug das gesamte Regiment dort angeblich grüne Laubbüschel als gemeinsames Erkennungszeichen an der Kopfbedeckung.

Die Fahnen erhielten kurz nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. das für die ganze Armee einheitliche Muster mit dem zur Sonne fliegenden unbewehrten Adler und der Devise „Non Soli Credit“ (Er fürchtet die Sonne nicht). Die Fahnenbänder waren schwarz-silbern, die Stangen braun.

Leib- und Kompaniefahne
(Abb.: 1989 vom Verfasser)
(Abb.: 1989 vom Verfasser)

Ende des I. Teils, Fortsetzung in Teil II.