Das Schaumburg-Lippe-Bückeburgische Karabinier- Korps im Siebenjährigen Krieg

In der politischen Praxis des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der lippische Anteil der Grafschaft Schaumburg mit der Residenz Bückeburg zur selbständigen Grafschaft Schaumburg-Lippe. Zu den bedeutendsten und berühmtesten Regenten des kleinen Landes gehörte Graf Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe, der von 1748 bis 1777 regierte.

 

Gemälde des Grafen Wilhelm
Kopie von Anton Wilhelm Strack nach Johann Georg Ziesenis d. J., 1782
(gemeinfrei)

Nach den von ihm selbst angestellten, neuen militär-theoretischen Konzepten baute er sein eigenes Land so aus, dass es sich im Kriegsfalle verteidigen ließ. So trat er als erster für eine Art allgemeine Wehrpflicht ein und schuf die Landmiliz, er baute die Festung Wilhelmstein auf einer künstlichen Insel im Steinhuder Meer und unterhielt ein, für ein kleines Land überdurchschnittlich großes, Stehendes Heer von bis zu 2000 Soldaten, was hohe finanzielle Belastungen zur Folge hatte.

Das Schaumburg-Lippe-Bückeburgische Karabinier- und Jäger-Korps (kurz als Karabinierkorps bezeichnet) wurde von ihm im Jahr 1753 als leichtes Truppenkorps zu Pferd und zu Fuß aufgestellt. Nach der Aufstellung bestand es aus 75 Reitern und 50 Fußjägern, im Laufe des Krieges wurde es auf jeweils 100 Mann erhöht.

 

Beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs stellte er der Alliierten Armee ein eigenes Kontingent von etwa 1.600 Mann, wurde Kur-braunschweig-lüneburgischer Generalfeldzeugmeister (Generalmajor) und erhielt für seine Kämpfe mehrfach Auszeichnungen. So wehrte die von ihm geführte Artillerie in der Schlacht bei Minden 1759 den Angriff des rechten Flügels der französischen Armee ab. 1759 erhielt er den Oberbefehl über die gesamte Artillerie der verbündeten Heere.

Das von Graf Wilhelm im Jahr 1757 zur Armee des Herzogs von Cumberland und später des Herzogs Ferdinand von Braunschweig gestellte Truppenkorps umfasste neben dem Leib-Grenadierregiment mit 8 Kompanien unter Oberst von Böhm auch ein Artillerie-, Ingenieur- und Mineurkorps sowie das Karabinierkorps aus Reitern und Fußjägern. Weitere Infanterieformationen aus Bückeburg, wie z. B. die Musketiere, werden in der Anfangszeit nach meinen Recherchen nicht erwähnt.

Truppen des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe
nach Jakob Chrysostomus Praetorius 1765
(gemeinfrei)

Rittmeister von Monkewitz übernahm im April 1757 das Kommando des Karabinierkorps, welches er bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 führte. Anfang 1760 erhielt er die Beförderung zum Major und weit nach dem Krieg 1785 noch die zum Oberstleutnant.

Zunächst war das Karabinierkorps mit spanischen schwarzen Hengsten ausgestattet; nach größeren Verlusten in den Gefechten wurden diese auch durch Wallache, soweit möglich mit dunkler Fellfarbe ersetzt, Stuten wurden seitens des Grafen nämlich nicht geduldet. Das Korps war in der Lage, sich von Anfang an Respekt zu verschaffen. Diese „eisernen Männer“, wie die Reiter von Freund und Feind alsbald genannt wurden, flößten dem Feind bei manchen Gefechten eine erhebliche Furcht ein. Die schwarze Uniform und das von ihrer ganzen Truppe bewiesene Draufgängertum brachte ihnen die überlieferte und von den Franzosen geprägte Bezeichnung „die schwarzen Teufel von Bückeburg“ (diables noires de Buckebourg) ein.

 

Uniformierung und Ausrüstung

 

Die Uniform der Reiter bestand aus einem Koller von schwarz gefärbter „Elenshaut“ (Hirschleder) mit scharlachrotem Kragen und gleichfarbigen Ärmelaufschlägen aus Tuch, vorn herunter zugehakt, so dass es keinen einzigen Knopf an der Uniform gab; daneben aus einer gelblichen, aus Wildleder hergestellten Hose, die bis über das Knie reichte, und aus Reitstiefeln von schwarzem Leder, mit einem Paar kurzen angeschnallten Sporen, die dabei den Reiter, falls er zum Gefecht absitzen musste, nicht am Gehen hinderten. Die Hände wurden durch helle lederne Stulpenhandschuhe geschützt.

 

Sowohl die Brust als auch den Rücken bedeckte ein geschwärzter Kürass mit anfangs geschuppten Armschienen, die bis zum Ellenbogen reichten, die aber (weil mehr hinderlich als nützlich) nach den ersten beiden Feldzügen abgeschafft wurden. Den Kopf schützte ein dunkler Helm von starkem Eisenblech, mit einem Kranz von Bärenfell verbrämt und mit eisernen Panzerketten zum Festschnallen unter dem Hals versehen, sowie vorne als auch hinten mit einem eisernen Schirm ausgestattet. Die heute als seltsam empfundene Devise stand auf grünem Grund auf der Front des Helmes und lautete „Pulchrum mori succurrit in extremis“, was soviel bedeutete wie „Ein schöner Tod winkt in Gefahren”, war aber fast immer durch das Bärenfell verdeckt.

Karabinier
(Abb.: Wikipedia, gemeinfrei)

Die schwarze Patronentasche, welche mit einem goldenen „W“ und einer Krone verziert war, hing an einem schwarzen Riemen, der längs über das breite gelblederne Gewehrbandelier fixiert war, und fasste etwa 40 in Patronenhülsen eingepresste und gepflasterte Kugeln.

An Waffen führte der Karabinier eine gezogene Büchse am Bandelier, eine Doppel-Pistole (mit 2 Läufen) vor dem Sattel, und einen leicht gebogenen schweren Pallasch oder Säbel ohne Korb und Bügel in halb eiserner Scheide. Das gelblederne Wehrhänge des Säbels war mit einer schwarzen Säbeltasche (darauf ein goldenes „W“ mit einer Krone darüber) versehen.

 

Die Ausrüstung des Pferdes bestand aus einer Art deutschem Sattel und gewöhnlichem Vorder- und Hinterzeug; darüber lag ein schwarzes mit rotem Tuch eingefasstes Schaffell. Der Mantelsack hinter dem Sattel war klein und rund, enthielt aber nicht den Mantel, denn vorn über den Pistolenhalftern war der grüne weite Ärmelmantel des Reiters aufgerollt unter das Schaffell geschnallt; im linken Pistolenhalfter steckte keine Pistole, sondern Putzzeug und eine eiserne Halfterkette.

 

Die berittenen Karabiniers hatten anfangs zwei Standarten, eine Leibstandarte und eine Regimentsstandarte. 1755 führte nur die erste Kompanie eine Standarte. Später wurden Standarten nicht mehr erwähnt. Die Farbe der Regimentsstandarte war rot mit einer schwarzen Umrandung und einem silbernen W (für Wilhelm) sowie einer silbernen Krone mit dunkelrotem Futter. Die Standarte war mit silbernen Nägeln am schwarzen Fahnenstab befestigt.

 

Einsatz im Siebenjährigen Krieg

 

Feldzug von 1757

 

Infolge des mit England abgeschlossenen Allianzvertrages stieß das Karabinierkorps am 26. April zum Korps des Erbprinzen von Hessen-Kassel. Der Erbprinz hatte sein Hauptquartier in Bielefeld.

Abb.: Bild aus Knötels Uniformkunde (zugeschnitten)

Die Franzosen hatten bereits Lippstadt eingenommen, und die angekommenen Karabiniers in Stärke von 60 Reitern und 40 Jägern zu Fuß mussten sofort den Vorpostendienst übernehmen. Bis zum 4. Mai unternahm das Korps tägliche Streifzüge ohne dass es zum Gefecht mit den Franzosen kam. Am 4. Mai wurde es einem Detachement aus Reitern und Infanterie unter Generalmajor Graf Schulenburg zugewiesen, welches mit dem Ziel Kloster Marienfelde im Erzbistum Münster abrückte. Der Feind hatte nämlich das ganze Münsterland bis Wahrendorf besetzt und versorgte sich plündernd aus dem Land. Es kam hier zu den Gefechten bei Harsewinkel und Marienfelde, die trotz großer Standhaftigkeit insbesondere des Karabinierkorps für das Detachement Schulenburgs unglücklich verliefen, so dass Schulenburg den Rückzug nach Bielefeld antreten musste.

Am 26. Mai bezog die Armee unter dem Herzog von Cumberland ein anderes Lager bei Brackwede, das Karabinierkorps stand als Vorposten auf den Straßen nach Münster und Lippstadt. Auf die Nachricht hin, dass ein schwaches feindliches Detachement aus Münster kommend, Tecklenburg besetzt habe, wurde dem Leutnant Baum vom Karabinierkorps befohlen, mit 24 Karabiniers zu Pferd und 12 Jägern zu Fuß Tecklenburg zu entsetzen. Bei dem Gefecht von Tecklenburg am 31. Mai 1757 handelte es sich um einen Häuserkampf, bei welchem die abgesessenen Karabiniers mit dem Säbel in der Hand sowie die Fußjäger ein verschanztes Haus stürmten, in welches sich der Feind zurückgezogen hatte und sich verteidigte. Nach Ende des Gefechts erreichte Leutnant Baum mit seinem Kontingent und 27 Kriegsgefangenen sicher am

  1. Juni wieder die Armee.

Stetige Scharmützel zwischen den Leichten Truppen des Feindes und den Trupps des Karabinierkorps waren die Monate Juni und Juli über an der Tagesordnung. Das Korps war in Hameln einquartiert worden, wo es bis zum 10. Juli blieb. Noch im Juni war es aus Bückeburg mit 20 Reitern und 25 Fußjägern verstärkt worden. Ein hitziges Gefecht am 21./22. Juli bestand das Korps in Verbindung mit hannoverschen Fußjägern bei Grohnde gegen einen Teil des Freikorps Chasseurs de Fischer zusammen mit einem französisches Dragonerregiment.

In der Schlacht bei Hastenbeck am 26. Juli stand das Korps auf dem rechten Flügel der Armee und kam nicht ins Gefecht, da die Schlacht auf dem linken Flügel entschieden und damit insgesamt zur Niederlage wurde. Beim anschließenden Rückzug der Armee bildete das Karabinierkorps den Schluss der Nachhut. Der weitere Rückzug der Armee unter Cumberland dauerte den ganzen August. Die Arrieregarde, zu der das Korps gehörte, bestand am 28. August ein heftiges Gefecht bei Ahausen gegen feindliche Husaren, von denen 12 Pferde erbeutet wurden. Ebenso hatten sämtliche Leichte Truppen der Alliierten Armee Anfang September ein verlustreiches Nachhutgefecht in der Nähe von Kloster Zeven, welches danach von den Franzosen besetzt wurde. Die am 9. September abgeschlossene Konvention von Kloster Zeven sollte die Feindseligkeiten beenden und die Alliierte Armee teils auflösen, teils über die Elbe zurückgehen lassen, wobei das Kurfürstentum Hannover in den Händen der Franzosen bleiben sollte. Dazu kam es jedoch nicht; dieser in London als schmählich empfundene Waffenstillstand mit seinen ungünstigen Bedingungen wurde noch im gleichen Jahr von den Briten widerrufen, die in der Folge zudem ihre militärischen Anstrengungen auf dem nordwestdeutschen Kriegsschauplatz erhöhten. Der Herzog von Cumberland wurde nach England zurückberufen, die Schlacht von Roßbach war durch die Preußen siegreich geschlagen worden und Herzog Ferdinand von Braunschweig übernahm noch im November 1757 das Kommando über die Alliierte Armee.

 

 

Weitere Ausführungen über die Feldzüge der Folgejahre in vergleichbarem Umfang würden wohl den Artikel sprengen, zumal das Karabinierkorps als Leichte Truppe nur selten auch in den kommenden größeren Treffen des Siebenjährigen Krieges seine Tapferkeit beweisen musste, sondern seinen Wert in den Gefechten des „Kleinen Krieges“ und bei den Sicherungseinsätzen für die Armee durchaus zeigen konnte. Es folgen daher nur weitere Informationen in Form eines Gefechtskalenders über die Beteiligung des Korps.

 

Feldzug von 1758

 

Gefecht bei Ritterhude und in der Vorstadt von Bremen, 12.-14. Januar

Überfall von Nordhorn in der Grafschaft Bentheim, 26. März

Gefecht bei Plettenberg, 5. April

Gefecht bei Wesel, 31. Mai

Schlacht bei Mehr (Hamminkeln-Mehrhoog) am 5. August

Gefecht bei Hovestadt an der Lippe, 17. September

Gefecht bei Rühden und Meschede, 20./21. Oktober

Gefecht bei Ahlen, 24. Oktober

 

Feldzug von 1759

 

Überfall bei Buer am 4. Mai

Gefechte bei Lippstadt am 30. Juni

Gefecht bei Lipperode am 14. Juli

Gefecht bei Lünen an der Lippe, 22. September

Gefecht bei Lütgendortmund am 30. September

Überfall von Dorsten, 12. Oktober

Gefecht bei Nottuln am 19. November

Gefecht bei Dülmen, 23. November

Feldzug von 1760

 

Gefecht bei Helsen, 22. Juli

Gefecht bei Arolsen

Gefecht bei Wolfhagen, 26. Juli

Gefecht bei Zierenberg, 25. August

Überfall von Marburg und Butzbach, 10./11. September

Gefecht bei Sachsenberg, 13. September

Gefecht bei Winterberg, 14. September

Gefecht bei Rheinberg und Orsoy, 30. September

Gefecht bei Gahlen, 1. November

 

Feldzug von 1761

 

Gefecht bei Seelheim, 21. März

Gefecht bei Hundsdorf, 27. März

Gefecht bei Darfeld, 9. April

Gefecht bei Lünen an der Lippe, 29. Juni

Gefechte bei Hiltrup, 21. und 23. August

Gefecht bei Schapdetten und Bösensell am 30. August

Gefecht zwischen Nottuln und Havisbeck, 21. September

Gefecht bei Lüdinghausen, 12. Oktober

 

Feldzug von 1762

 

Reitergefecht bei Westerholt, 25. Juni

Gefecht bei Amelsbüren, 16. Juli

Gefecht bei Olfen, 30. August

Letztes Gefecht der Karabiniers bei Ober Wisch am 31. August 1762

Waffenstillstand am 15. November 1762

 

 

Das Karabinierkorps in Zinnfiguren

Abb. Offizin Zinnfiguren Fleesensee
(Karabinier, einseitig graviert, 54 mm)
Das Karabinierkorps erhält Informationen von einem preußischen Rüsch-Husar
(Abb.: Zinnfiguren (30 mm) aus der Sammlung des Verfassers)

 

Gerriet Stenvers

 

Quellen

von Düring, Georg Wilhelm, „Geschichte des Schaumburg-Lippe-Bückeburgischen Karabinier- und Jäger-Korps“, Berlin, Posen und Bromberg 1828 (Digitalisat)

 

Seite „Karabinierkorps“. In: Wikipedia– Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Juli 2022, 17:56 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Karabinierkorps&oldid=224942495 (Abgerufen: 25. Januar 2024, 17:02 UTC)

 

Seite „Wilhelm (Schaumburg-Lippe)“. In: Wikipedia– Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Januar 2024, 08:30 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wilhelm_(Schaumburg-Lippe)&oldid=241025485 (Abgerufen: 25. Januar 2024, 17:05 UTC)

 

Knötel, Richard, Uniformkunde, Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht, Rathenow 1890-1921, Band I, Tafel 34, Schaumburg-Lippe-Bückeburg. Karabiniers. 1753-58. 1759

 

Kronoskaf, The Virtual Time Machine, page Schaumburg-Lippe Army

(deutsche Übersetzung durch Verfasser)