Die Schlacht von Slankamen in Zinnfiguren

Während eines Urlaubs im Jahr 2019 besuchte ich das Wehrgeschichtliche Museum in Rastatt, da dort neben den militärischen Exponaten auch etliche Dioramen mit Zinnfiguren ausgestellt sind. Insbesondere das große Diorama der Schlacht von Slankamen mit ca. 6.000 Flachfiguren, welches eigentlich kein Diorama im herkömmlichen Sinne, sondern eine riesige Aufstellung mit Gelände unter Glas ist, erregte mein besonderes Interesse, nicht zuletzt deshalb, weil die Epoche um 1700 auch mein hauptsächliches Sammelgebiet der Zinnfiguren ist. Mit etlichen eigenen Fotos habe ich diesen Teil der Ausstellung dokumentiert, welche ich in diesem Artikel zeigen möchte.

Gesamtüberblick über das Ausstellungsobjekt „Schlacht bei Slankamen 1691“
Abb.: Wikimedia Commons, Martin Kraft, CC BY SA 3.0

Es handelte sich bei dieser Schlacht am 19. August 1691 um einen weiteren Kampf der Armee des kaiserlichen Heiligen Römischen Reiches mit dem Heer des Osmanischen Reiches im „Großen Türkenkrieg“ (1683-1699). Für das Jahr 1691 waren dem kaiserlichen Befehlshaber, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, wieder mehr Kräfte als im Vorjahr zur Verfügung gestellt worden. Neben anderen Truppen der Reichskreise stießen 6.000 Brandenburger und 2.000 Bayern zu der bei Buda stehenden Kaiserlichen Armee, die damit auf etwa 50.000 Soldaten und 90 Geschütze anwuchs. Die Kaiserliche Armee war dennoch der osmanischen weit unterlegen, denn der Großwesir Köprülüzade Fazıl Mustafa konnte als Feldherr rd. 90.000 Mann und 200 Geschütze aufbieten.

Nachdem man davon Kenntnis erlangt hatte, dass das osmanische Heer in Richtung Belgrad zog, marschierte das kaiserliche Heer am südlichen Ufer der Drau und der Donau entlang ebenfalls in Richtung dieser Stadt. Als sich die Kaiserlichen am 12. August dann Semlin näherten, fanden sie das osmanische Heer in einer stark verschanzten Stellung vor. Zwei Tage lang lagerte das kaiserliche Heer in Schlachtordnung vor Semlin und erwartete einen osmanischen Angriff, es tat sich jedoch nichts. Stattdessen wurde das eigene Heer infolge der großen Hitze und zusätzlich
mangelnder Versorgung dezimiert. Bis zum 16. August hatte die Stärke der beiden Heere durch Krankheit, Fahnenflucht und Hitzetod stark abgenommen; während die kaiserlichen Truppen noch etwa 33.000 Soldaten umfassten, verfügte der Großwesir nur noch über etwa 50.000 Mann, die aber immer noch eine zahlenmäßig erhebliche Übermacht darstellten. In langsamen Märschen zogen sich die kaiserlichen Truppen bis zum befestigten Ort Slankamen zurück. Zwischen der kleinen Stadt und einem Gebirgszug nahm das Heer eine Stellung ein, in welcher der Markgraf den Angriff des osmanischen Heeres abwehren wollte. Tatsächlich folgte dieses den Kaiserlichen und lagerte am 16. August vor deren Stellung. In der Nacht vom 17. zum 18. August wurde das osmanische Lager jedoch heimlich abgebrochen und dann westlich der Kaiserlichen auf einer Anhöhe an der Donau eine neue Stellung bezogen, welche auch sofort wieder um das Zeltlager herum verschanzt wurde.

Die osmanische Reiterei, im Hintergrund das verschanzte osmanische Lager

Daraufhin vollzogen die kaiserlichen Truppen bis zum Mittag des 19. August einen Schwenk in westliche Richtung, ohne von den Osmanen dabei gestört zu werden. Um 15:00 Uhr standen die Truppen des Markgrafen wieder in Schlachtordnung bereit. Den rechten Flügel bildete Feldzeugmeister Karl Ludwig Graf de Souches mit 20 Bataillonen an der Donau. Hinter diesen stand, auf einer Anhöhe aufgefahren, fast die gesamte Artillerie der Kaiserlichen, um das befestigte osmanische Lager beschießen zu können. Das Zentrum der Schlachtordnung hielt General Hans Albrecht von Barfus mit dem brandenburgischen Hilfskorps und befehligte hier 17 Bataillone und 31 Eskadronen. Auf dem linken Flügel war das Kavallerie-Korps mit 85 Eskadronen und 16 Bataillonen unter Feldmarschall Johann Heinrich von Dünewald aufmarschiert. Eine kleine Reserve bildete eine weitere Kavallerie-Brigade unter dem Prinzen von Holstein hinter dem rechten Flügel.

Die kaiserliche Artellerie

Der linke Flügel der Kaiserlichen ging um 15:00 Uhr zum Angriff über. Durch das schwierige Gelände wurde der Vormarsch jedoch zunächst verzögert. Dem zufolge kam entgegen dem ursprünglichen Angriffsplan der rechte kaiserliche Flügel, der eigentlich nur zur Entlastung dienen sollte, zuerst in ein schweres Gefecht. Die Geschütze wurden bis auf 200 Schritte herangefahren und die Schanzen unter Beschuss genommen. Danach erfolgte der Angriff der kaiserlichen Grenadiere. Unter dem persönlichen Kommando des Feldzeugmeisters de Souches brachen diese in die osmanischen Stellungen ein, wurden aber zurückgeschlagen. Dabei fiel Feldzeugmeister de Souches, wodurch die kaiserlichen Bataillone zurück wichen. Der folgende Ausfall der Janitscharen aus der Lagerbefestigung brachte den kaiserlichen rechten Flügel in eine kritische Lage, weil nach dem Tod des Befehlshabers die einheitliche Führung fehlte. Nur durch den Einsatz der großen Kanonen-Batterie und von vier Kürassierregimentern der Reserve unter dem Prinzen von Holstein konnte der osmanische Vorstoß unter Schwierigkeiten abgewiesen werden. Anstelle des Feldzeugmeisters übernahm Guido von Starhemberg den Befehl über den rechten Flügel und führte ihn zu weiteren Angriffen vor, die von den Osmanen aber erneut abgewiesen wurden.

Osmanen beim Ausfall aus der Lagerbefestigung

Als der linke Flügel der Kaiserlichen Armee in dem unübersichtlichen Gelände weiter vorrückte, verlor er rechts die Anbindung an das Zentrum. In die sich öffnende Lücke ergoss sich auf Befehl des Großwesirs nun die gesamte osmanische Reiterei im Angriff. Die Sipahi durchbrachen die ersten Linien der kaiserlichen Truppen, warfen deren Kavallerie zurück und brachen auch in das zweite Treffen ein. Dort trafen sie auf den Widerstand der brandenburgischen Verbände. General von Barfus ließ einige Bataillone des Zentrums einschwenken und griff mit diesen die Flanken der osmanischen Reiterei an. Deren Reiter gerieten dadurch unter heftiges Kreuzfeuer, erlitten schwere Verluste und flüchteten schließlich.

Der Markgraf von Baden ordnete nun persönlich die Truppen des linken Flügels. Er zog aus den bisher gemischten Infanterie- und Kavallerieverbänden des Feldmarschalls Dünewald die berittenen Eskadronen nach links heraus und verstärkte sie mit der Reserve-Kavallerie des Prinzen von Holstein.

Die osmanische Reiterei im Angriff auf das 1. Treffen des linken Flügels der Kaiserlichen Armee

Die so vereinigte kaiserliche Kavallerie stieß bei dem folgenden Angriff auf die osmanische Reiterei, die sich nach ihrem misslungenen Angriff gerade sammelte und noch ungeordnete Haufen bildete. Da ihre Aufstellung noch nicht abgeschlossen war, konnte sie dem Angriff der Kaiserlichen keinen geordneten Widerstand bieten. Nach dem ersten Anprall flüchtete ein Teil der osmanischen Reiter vom Schlachtfeld, während sich die Mehrzahl in das osmanische Lager und dessen Befestigungen zurückzog.

Das 2. Treffen der Kaiserlichen aus gemischten Kavallerie- und Infanterieverbänden

Danach konnte der kaiserliche linke Flügel infolge des nun fehlenden osmanischen Flankenschutzes das Lager des Großwesirs angreifen. Die Janitscharen leisteten zunächst noch in einer Rundum-verteidigung nach allen Richtungen hin Widerstand, doch als der Großwesir selbst im Kampf fiel, brach unter ihnen Panik aus. Bis zum Einbruch der Nacht töteten die Kaiserlichen im Bereich des osmanischen Lagers alle Feinde. Unter den Gefallenen waren auch neben dem Befehlshaber 15 Oberste der Janitscharen sowie 18 Paschas (Pascha war im Osmanischen Reich der Titel der höchsten Zivilbeamten und Militärs. Der Titel wurde dem Namen nachgestellt).

Die kaiserliche Reserve unter dem Prinzen von Holstein

Das osmanische Lager fiel mit dem gesamten Tross und der Artillerie in die Hände der kaiserlichen Truppen. Deren Verluste waren mit rd. 7000 Soldaten sehr hoch, darunter auch der Prinz von Holstein. Die Osmanen verloren hingegen bis zu 25.000 Mann, was etwa der Hälfte der effektiven Stärke ihrer Armee entsprach. Der Rest ihres Heeres war zersprengt oder auf der Flucht und musste in den folgenden Wochen erst wieder gesammelt werden. Der Kampf bei Slankamen endete somit mit einem eindeutigen Sieg der kaiserlichen Truppen, der es ihnen ermöglichte, den größten Teil Ungarns gegen die Osmanen zu behaupten.

 

Es folgen nun noch zwei Detail-Aufnahmen vom Lager der Osmanen.

Gerriet Stenvers

Quellen:

 

  1. Zinnfigurenausstellung im Wehrgeschichtlichen Museum in Rastatt, Fotografien des Verfassers im Jahre 2019;

 

  1. Seite „Schlacht bei Slankamen“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Mai 2023, 17:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schlacht_bei_Slankamen&oldid=233698134 (Abgerufen: 8. September 2023, 16:20 UTC);

 

  1. Seite „Pascha (Titel)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. März 2023, 22:20 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pascha_(Titel)&oldid=231494572 (Abgerufen: 8. September 2023, 16:24 UTC).