Das Hessische Infanterie-Regiment „Fürstenberg“ bzw. „Gilsa“ im Siebenjährigen Krieg

Gerriet Stenvers

Vorbemerkung zu diesem Artikel

Dieser Artikel steht hauptsächlich im Zusammenhang mit meinem verstorbenen Sammlerfreund Dr. Ingo Kroll, welcher früher jahrelang die KLIO-Landesgruppe Schleswig-Holstein geleitet hat. Sein militärgeschichtliches Interesse galt schon damals überwiegend dem Siebenjährigen Krieg auf dem westlichen Kriegsschauplatz und der dort agierenden Alliierten Armee unter Herzog Ferdinand von Braunschweig. Insbesondere war nicht nur in diesem Zusammenhang die Beteiligung der Hessen, sondern alles was Hessen-Kassel betraf, eine Angelegenheit von besonderem Interesse für ihn. Die betreffenden beiden Bücher seiner späteren Veröffentlichungen und seine selbst bemalten Zinnfiguren des Regiments „Gilsa“ durfte ich übernehmen und konnte sie so meiner Sammlung hinzufügen und zu seinem Andenken bewahren.

Gründung, Namen und Formationsgeschichte des Regiments

Das Regiment wurde 1684 als Regiment zu Fuß „Hanstein“ gegründet. Es bestand aus 10 Kompanien (davon 2 Kompanien übergetreten aus dem Regiment zu Fuß „Uffm Keller“, 1 Kompanie vom Rgt. z. F.„Prinz Philipp“, die übrigen 7 Kompanien durch Werbung „freiwilliger ehrlicher Inländer“) in einer Gesamtstärke von 877 Mann. Es wurde bald darauf auf 1.003 Mann verstärkt, um 1689 zählte es aber nur noch 800 Mann.

Im Jahr 1690 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-97) ging es unter der Bezeichnung Regiment Prinz Wilhelm als Beitrag des Oberrheinischen Kreiskontingents der Landgrafschaft Hessen-Cassel (frühere Schreibweise Kassel mit „C“ wird im weiteren Verlauf des Artikels ignoriert) zur Reichsarmee. 1692 hatte das Regiment 8 Kompanien bei der Verteidigung von Rheinfels, wurde aber nach dem Krieg 1698 als „Bataillon Prinz Wilhelm“ auf 3 Kompanien reduziert.

1702 während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-13) ist es als Regiment Prinz Carl zu 10 Kompanien in 2 Bataillonen neu formiert worden. Im Juli 1702 war ein Bataillon in der Nähe von Nijmegen eingesetzt, welches Anfang Dezember in Huy postiert wurde. Am 21. Dezember waren beide Bataillone in Liège einquartiert. Anfang 1704 war dann das nunmehrige Regiment Prinz Leopold, wieder als Bataillon formiert, im Alliierten Corps des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Kassel am Rhein postiert. 1717 mit Zuführung des Bataillons „Baumbach“ vorübergehend zu 3 Bataillonen mit 2 Grenadier- und 15 Musketierkompanien in kompletter Stärke von 2.400 Mann gebildet, wurde es, nun unter dem Namen Regiment Prinz Maximilian, als kaiserliche Reichstruppe im Türkenkrieg verwendet. 1728 hatte es wieder 2 Bataillone mit 10 Kompanien und seine Standorte in Eschwege, Wanfried und Witzenhausen. 1731 erneut reduziert auf 1 Bataillon mit 8 Kompanien, wurde es 1734 wieder in 2 Bataillonen formiert (Polnischer Thronfolgekrieg 1733-38). Während des Jacobitenaufstandes 1746 ist das Regiment zusammen mit anderen hessischen Regimentern gegen Subsidien an Großbritannien ausgeliehen worden, war in Schottland stationiert und nahm Teil am Feldzug gegen die jakobitischen Schotten. Am 16. April war es jedoch zusammen mit dem ganzen Hessischen Kontingent nicht bei der Schlacht von Culloden, sondern nahm im Süden Aufstellung, um den Rückzug der Jakobiten abzuschneiden.

 

Zunächst unter seinem ersten Chef, dem Oberst D. von Hanstein, war das Regiment nach dessen Abschied ab 1690 ein vornehmes Prinzen-Regiment, denn nacheinander sind 5 Söhne von Landgraf Carl seine Chefs gewesen. Das waren

1690 Prinz Wilhelm v. Hessen, später Landgraf Wilhelm VIII.;

1701 Prinz Carl v. Hessen, verstorben 1702 in Ahrweiler vermutlich am Wundstarrkrampf nach Verwundung bei Kampfhandlungen im Spanischen Erbfolgekrieg;

1703 Prinz Leopold v. Hessen, verstorben 1704 (an Fieber und Entkräftung durch den Feldzug) nach Teilnahme an der Schlacht von Höchstädt;

1705 Prinz Leopold v. Hessen, Bruder des Vorigen, gefallen 1706 in der Schlacht bei Ramillies;

1706 Prinz Maximilian v. Hessen, später Generalfeldmarschall des Reiches, verstorben 1753.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756-63) waren die Chefs des Regiments folgende:

Ab 1753 Generalmajor Burkhard Wilhelm von Fürstenberg, nahm seinen Abschied und gab seine Stellung als Regimentschef im Jahr 1759 ab, um wieder in den Dienst von Kurpfalz zurückzukehren;

ab 1759 Generalleutnant Eitel Ludwig Philipp von Gilsa, verstorben 1765.

Als Regimentskommandeure führten das Regiment:

Ab 1755: Oberst von Logau;

ab 1759: Oberst von Wissenbach;

ab 1760 (bis 1765): Oberst von Haller.

1760 wurde der Verband in ein Füsilierregiment umgewandelt, wobei er die neu eingeführten Füsiliermützen in preußischem Stil übernahm und damit den Reformen des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel anlässlich dessen Übernahme der Landgrafschaft auch im Äußeren der Füsiliere entsprach. 1762 wurde das Regiment von einem auf zwei Bataillone erweitert.

 

Dienst im Siebenjährigen Krieg

 

Am 28. März 1756 unterrichtete König George II. die Parlamente von Großbritannien darüber, dass der Hof von Frankreich eine Invasion auf Großbritannien plane und er demzufolge u. a. eine Anforderung hessischer Truppen beabsichtige, um diese zur Unterstützung Großbritanniens zu verwenden. Unmittelbar darauf sammelte sich in Deutschland ein Kontingent der Armee Hessen-Kassels, welches aus 8 Regimentern einschließlich des Regiments Fürstenberg bestand. Vom 28. März bis zum 20. April marschierte das hessische Kontingent in Richtung Bremen. Am 2. Mai ging es in Stade an Bord von 48 britischen Transportschiffen, welche am 15. Mai bei Southampton landeten. Vom 19. bis 22. Mai stationiert in der Region um Salisbury, wurde das Hessische Kontingent ab dem 23. Mai in Hampshire einquartiert, wo es bis zum 10. Juli blieb. Danach zog es in sein neues Lager in Winchester, bis es im Dezember seine Winterquartiere in den Landkreisen (County) von Chichester, Salisbury und Southampton erhielt. Die erwartete Invasion von Frankreich blieb jedoch aus. Vom 23. bis 27. April 1757 ging das hessische Kontingent in Chatham an Bord von 43 britischen Transportschiffen, um nach Deutschland zurückzukehren. Am 1. Mai legte der Konvoi von Chatham ab und erreichte Stade vom 11. bis zum 16. Mai, nachdem er einen schweren Sturm erlitten hatte. Während der Französischen Invasion von Hannover nahm das Regiment am 26. Juli an der Schlacht bei Hastenbeck teil, in der es im ersten Treffen des Zentrums eingesetzt war.

Schlacht bei Hastenbeck (Abb.: Wikipedia, gemeinfrei)

1758 nahm das Regiment vom 8. bis zum 14. März an der Belagerung von Minden teil und war später am 26. Mai mit dem Korps des Prinzen von Anhalt im Lager von Coesfeld. Am 31. Mai stieß dieses Korps zu Herzog Ferdinand auf seinem Feldzug westlich der Ufer des Rheins und überschritt den Strom am 2. Juni. Am 12. Juni war das Regiment während des Angriffs auf die französischen Stellungen bei Rheinberg bei der Vorhut der ersten Kolonne unter seinem Regimentschef, dem Generalmajor von Fürstenberg. Entgegen anderslautender Angabe war es am 23. Juni jedoch nicht bei der Schlacht von Krefeld.

Am 10. August, dem Rückzug der Alliierten Armee folgend, überschritt das Regiment im Nachhut-Scharmützel den Rhein. Am 10. Oktober nahm es dann teil an der Schlacht von Lutterberg, wo es wieder im ersten Treffen des Zentrums stand.

Während der ersten Hälfte des Jahres 1759 bildete es nun als Regiment Gilsa einen Teil der Alliierten Armee des Herzogs Ferdinand von Braunschweig und war Bestandteil von May’s Brigade im zweiten Treffen des Infanteriezentrums. Am 6. und 7. April hatte es Teil an der Eroberung der Festung Ulrichstein; am 13. April kämpfte es dann in der Schlacht von Bergen, in der es einen Teil der 3. Kolonne unter dem Generalleutnant Herzog von Holstein-Gottorp bildete. Das Regiment, zusammen mit dem Infanterieregiment „Erbprinz“ und unterstützt von den beiden preußischen Dragonerregimentern „Finckenstein“ und „Holstein-Gottorp“ sowie den „Ruesch“-Husaren, deckte die rechte Flanke in der Nähe von Bad Vilbel, indem es gemeinsam mit diesen den Wald zugunsten des Angriffs der linken Flanke der Alliierten Armee auf Bergen von den Sachsen säuberte. Mitte Juni war das Regiment Teil von Wutginau’s Korps, welches bei Büren in Westfalen stand. Am 28. Juli traf es, von Stolzenau kommend, bei der Alliierten Armee in der Nähe von Minden ein. Am 1. August war es dann in der Schlacht von Minden, wo es zusammen mit dem Infanterieregiment „Imhoff“ in der 1. Linie der 7. Kolonne bei der Brigade des Generalmajors v. Einsiedel eingesetzt wurde.

Schlacht von Minden
(Abb.: Wikipedia, gemeinfrei)

Am 10. Juli 1760 nahm das Regiment am Gefecht bei Korbach teil, wo es in der linken Kolonne der Brigade von major-General John Griffin zugeteilt wurde. Am 31. Juli war es dann beim Rückzugsgefecht vor Kassel.

 

Vom 19. Februar bis zum 28. März 1761 waren 330 Mann des Regiments bei der Belagerung von Kassel und am 15. und 16. Juli dann beide Bataillone in der Schlacht von Vellinghausen eingesetzt.

Während des Rückzugs nahm es am 31. Juli an einem Gefecht vor Kassel teil, bevor es am 5. August noch das Gefecht bei Kloster Bredelar mitmachte.

 

Am 24. Juni 1762 kämpfte das Regiment in der Schlacht von Wilhelmsthal und am 23. Juli während des 2. Gefechts bei Lutterberg als Teil der Truppen im Angriff auf den Kratzenberg. Vom 17. August bis zum 1. November war es bei der Blockade und Eroberung von Kassel, wobei es auch am 21. September am Gefecht von Amöneburg (Brücker Mühle) teilnahm.

 

Uniformierung

Die Regimenter der Infanterie Hessen-Kassels trugen Uniformen im preußischen Stil einschließlich der Grenadier- und später auch Füsiliermützen. Bis 1750 waren die Hosen einheitlich dunkelblau und die Westen paille (strohfarben), später dann die Hosen je nach Regiment unterschiedlich.

Grenadier eines hessischen Regiments, Gemälde von David Morier, um 1748 (gemeinfrei)

Die Halsbinde war rot für Unteroffiziere und Mannschaften, für Offiziere weiß. Es scheint so, dass die Uniformen Hessen-Kassels im Vergleich zu den Uniformen der Hannoveraner Armee während des Krieges schmuckloser waren. Deshalb werden die Uniformen (Morier und Knötel folgend) zu Beginn des Krieges 1757 noch (teilweise spekulativ) mit weißen Bandborten um die Rabatten und Aufschläge sowie die 1760 neu eingeführten Uniformen aber immer ohne diese angegeben.

 

Die Uniform vor 1760 nach Kronoskaf (Die auf gleicher Seite abgebildete farbige Zeichnung einer Musketieruniform entspricht in manchen Details nicht den folgenden schriftlichen Angaben bei Kronoskaf)

„Mannschaften:

Kopfbedeckung

Musketier: Schwarzer Dreispitz mit weißer Borteneinfassung, rotem, innen weißem Hutpuschel und dto. Kordonquasten;

Grenadier: Grenadiermütze mit Schild und Kranz in Weißmetall mit goldenen Ornamenten, paillefarbener Sack mit weißen Bortennähten und rot/weißem Puschel.

Halsbinde rot

Rock

Dunkelblaue Röcke mit 3 Zinnknöpfen an jeder Seite, um die Röcke zu schließen und die Rockaufschläge zu befestigen und 2 Zinnknöpfe unterhalb der rechten Rabatte in Höhe der Taille; Achseldragoner: blau; Rabatten: rot mit 6 Zinnknöpfen, gruppiert jeweils in 2er Gruppen; Taschen: horizontal, jede mit 2 Zinnknöpfen; Ärmelaufschläge: rot in rundem preußischen Stil, jeder mit 2 Zinnknöpfen senkrecht auf dem Ärmel über dem Aufschlag, Rockaufschläge: rot.

Weste: paille

Hose: weiß

Gamaschen:

Während des Winters und im Feldzug schwarz, im Sommer und zur Parade weiß.

Lederausrüstung:

Gürtel und Bandelier weiß, Patronentasche schwarz mit silberfarbener Platte.

Bajonett- und Säbelscheide sowie Fußbekleidung: schwarz

 

Die Infanteristen waren mit einem Säbel mit Messingbügel sowie mit einer Steinschlossmuskete mit ledernem Trageriemen ausgerüstet.

 

Offiziere:

Die Offiziere trugen als Zeichen ihres Ranges silberne Ringkragen und Bundschärpen. Die Schärpen waren aus silberner Seide mit roten Fäden durchwirkt.

 

Die Unteroffiziere führten ein Kurzgewehr in Preußischem Stil. Der Fahnenstab war schwarz.

 

Musiker:

Im Siebenjährigen Krieg war die Regelung, gewechselte Farben zu tragen, verschwunden. Trommler trugen nun die gleichen dunkelblauen Röcke, aber mit weiß-roten Tambourborten auf den Rocknähten und in sieben umgekehrten Winkeln auf den Ärmeln sowie rund um die „Schwalbennester“ an den Schultern. Die Trommeln bestanden aus poliertem Messing, dekoriert mit dem hessischen Löwen im Lorbeerkranz mit einer Krone darüber. Der Hessische Löwe war sonst rot und weiß gestreift mit einer roten Zunge in einem königsblauen Hintergrund. Die

Bespannung war aus weißen Kordeln und die Trommelreifen hatten bei diesem Regiment ein schwarz/weiß schräggestreiftes Muster.“

(Zitat: Gesamter englischer Text von Kronoskaf vom Verfasser ins Deutsche übersetzt).

 

Die Uniform 1760

 

Im Jahre 1760 wurde die Musketiereinheit mit der Übernahme der Füsiliermützen nach Preußischem Stil in ein Füsilierregiment umgewandelt als Teil der Reformen, welche Friedrich II. mit seinem Aufstieg zum Landgrafen eingeführt hatte. Als Teil der Umwandlung in ein Füsilierregiment änderte sich die Farbe von Ärmelaufschlägen und Rabatten von rot in schwarz, und die preußische Füsiliermütze wurde mit einem strohfarbenen Sack übernommen. Diese Umwandlung bedeutete in Hessen auch eine Aufwertung des Regiments (ganz im Gegensatz zur Preußischen Armee).

Folgende schriftliche Angaben von Kronoskaf in Englisch sind wieder vom Verfasser ins Deutsche frei übersetzt, kursivschriftlicher Text vom Verfasser ergänzt worden:

 

„Mannschaften:

Kopfbedeckung

Füsilier: Preußische Füsiliermütze mit Messingschild und (stroh-)gelbem Sack mit weißen Bortennähten,

Grenadier: Grenadiermütze mit Messingschild und -kranz, (stroh-)gelbem Sack mit weißen Bortennähten und Puschel wie vor 1760. Messingschild mit dem Hessischen Löwen mittig im Zentrum, darunter Trophäen und Waffen.

Daneben hatte jeder Füsilier und Grenadier noch einen schwarzen Dreispitz ohne Bordierung und Puschel. Die Mützen wurden nämlich teilweise sehr spät ausgeliefert, so dass ihre Träger zunächst noch auf ihre Hüte angewiesen waren.

Halsbinde schwarz (? nach anderen Angaben blieb sie rot)

Rock

Dunkelblau mit 2 Messingknöpfen unter der rechten Rabatte in Höhe der Taille und 3 Messingknöpfe an jeder Seite um die Röcke zu schließen und die Rockaufschläge zu befestigen,

Achseldragoner schwarz mit 1 Messingknopf zur Befestigung, Rabatten schwarz mit 6 Messingknöpfen, gruppiert jeweils in 2er Gruppen; Taschen horizontal, jede mit 2 Messingknöpfen; Ärmelaufschläge schwarz in rundem preußischen Stil, jeder mit 2 Messingknöpfen senkrecht auf dem Ärmel über dem Aufschlag, Rockaufschläge rot.

Weste: paille

Hose: Tuchhose paille, daneben eine weiße Sommerhose aus Leinen

Übrige Ausrüstung wie vor 1760, nur Patronentasche jetzt mit Messingbeschlag.“

 

Fahnen

„Bis auf den heutigen Tag ist eine definitive Übersicht der hessischen Fahnen während des Siebenjährigen Krieges nicht vorhanden. Die existierenden Veröffentlichungen sind meistens spekulativ, bzw. jedenfalls nicht endgültig belegt. Die Leibfahnen waren mit Sicherheit weiß, wie das in Europa damals üblich war, die Kompaniefahnen der hessischen Linienregimenter je nach Regiment einfarbig; beide von den Regimentern jeweils mit 1 Exemplar im Krieg geführt. (1 Leibfahne, 1 Kompaniefahne). Soweit in den Zeitabschnitten 2 Bataillone beim Regiment gebildet waren, führte vermutlich nur das 1. Bataillon die beiden Fahnen, denn eine Ergänzung mit weiteren Fahnen für das 2. Bataillon wird nicht erwähnt.“  (Zitat Witzel)

 

Ohne das umfassende Werk Rudolf Witzels „Hessen-Kassels Regimenter in der Alliierten Armee 1762“ insgesamt in die Ausarbeitung diesen Artikels einzubeziehen, sind jedoch ergänzende Ausführungen und Angaben in der Darstellung des Regiments „Gilsa“ in diesem Zusammenhang von Interesse, beziehen sich aber entsprechend des behandelten Zeitabschnitts im Wesentlichen nur auf die 1760er Jahre. Daraus ergibt sich für das Regiment „Gilsa“ auch folgende Abbildung:

Neue Fahne ab 1760 nach Witzel
(Abb. Aus Belegexemplar Dr. Ingo Kroll †, Archiv des Verfassers)

Hierzu wird ausgeführt:

„Das Infanterieregiment Gilsa erhielt nachweislich 1760/61 „Schwarz“ als neue Regimentsfarbe, mithin eine neue zusätzliche Unterscheidungsmöglichkeit. Diese Möglichkeit wäre nur schlecht genutzt worden, hätte das Regiment nicht auch eine neue schwarze Fahne bekommen. Das dürfte dann aber nicht die Fahne in schwarz nach altem Muster mit dem Monogramm „FL“ gewesen sein, sondern die Fahne neuen Musters. Schließlich war das Regiment Gilsa ein altes und von seinem Chef her angesehenes Regiment, welches gleichzeitig in ein Füsilier-Regiment umgewandelt und damit gewissermaßen befördert wurde.“ (Zitat Witzel)

 

Eine weitere Abbildung aus diesem Werk zeigt die Uniform des Regiments nach Umwandlung in ein Füsilierregiment für Offizier, Unteroffizier, Füsilier, Grenadier und Trommler (Die Mannschaften und Unteroffiziere sollten allerdings farbige Halsbinden haben, ob rote oder schwarze ist nicht farbig ausgeführt; weiß gilt jedenfalls nur für Offiziere):

Füsilier/Grenadier Unteroffizier Offizier Tambour
(Abb. Aus Belegexemplar Dr. Ingo Kroll †, Archiv des Verfassers)

Anzumerken zu der vorstehenden Uniformtafel ist, dass sie nicht den Angaben in den „Mundierungs-Reglements“ für das Jahr 1761 des Marburger Archivs entspricht, nach welchem die Uniformen noch Besatz-Schleifen an den Uniformen hatten, sondern vermutlich späteren Angaben zuzuordnen ist, evtl. auch dem Buchsweiler Inventar für 1776.

 

Nach dem Mundierungs-Reglement 1761 ergibt sich folgende Tabelle:

 

Regimentsfarbe: schwarz (Plüsch)

Aufschläge: schwarz, 2 Schleifen darüber

Aufschlagform: rund ohne Schlitz

Rockfutter: rot

Kragen: Weder bei Offz. noch bei Mannschaften genannt

Rabatten (Klappen): schwarz

Weste: paille

Halsbinde: rot

Hose: paille

Knöpfe: gelb

Schleifen: gelb, je 2 in der Taille, je 1 hinten

Kopfbedeckung: Füsiliermützen, Hüte ohne Schnüre und Puschel

Tambours, Spielleute: Schnüre nach der Couleur der Chef-Livrée

Unteroffiziere: goldene Bandtresse anstatt der Schleifen der Mannschaften

Offiziere: Aufschläge und Klappen aus Samt, Schleifen in Gold gestickt anstatt der Schleifen der Mannschaften zusätzlich auf den Taschen, schmale Huttresse, keine Kokarde, Halsbinde weiß.

 

Das Regiment „Gilsa“ in Zinnfiguren

Zinnflachfiguren (30 mm Augenhöhe) aus der ehem. Sammlung Dr. Ingo Kroll
Abb.: Fotografien des Verfassers

Wir sehen hier die 38 Figuren des Regiments Gilsa im Marsch, wobei sie durch unterschiedliche Bein- und Waffenhaltung eine aufgelockerte Formation bilden.

Zu der Farbgebung habe ich die ungewöhnliche Vermutung, dass das Regiment in der ersten Zeit  des Jahres 1760 dargestellt, zwar schon die neuen Uniformen mit schwarzen Abzeichen als Füsiliere erhalten hat, noch nicht aber die neuen Füsiliermützen. Auch fehlen wohl noch die einfacheren Hüte ohne Bordierung und Puschel als Alternative beim Regiment, so dass es wohl „gezwungen war“, die wesentlich schmuckeren Hüte aus seiner Musketierzeit weiter zu tragen. Die gepuderten Haare der Mannschaften auf dem Marsch lasse ich mal dahingestellt.

 

 

Quellen:

 

  1. Kronoskaf, The Virtual Time Machine, page Fürstenberg Infantry (deutsche Übersetzung durch Verfasser);

 

  1. Kronoskaf, The Virtual Time Machine, page Hesse-Kassel Army (deutsche Übersetzung durch Verfasser);

 

  1. Witzel, Rudolf, „Hessen-Kassels Regimenter in der Alliierten Armee 1762“, bearbeitet und herausgegeben von Dr. Ingo Kroll M. A., Norderstedt 2007;

 

  1. Dr. Kroll, Ingo, „Gefechtskalender der Alliierten Armee 1757-1762“, Norderstedt 2013.