Die Sachsenkriege Karls des Großen

Allgemeines

Die Sachsenkriege Karls des Großen begannen im Sommer des Jahres 772 mit einem Feldzug gegen das Volk der Sachsen („Altsachsen“) und endeten im Jahre 804 mit der Unterwerfung der sächsischen Nordalbingier. Im Ergebnis wurde dann nach mehr als 30-jähriger kriegerischer Auseinandersetzung das Siedlungsgebiet der Sachsen endgültig dem Fränkischen Reich einverleibt.

Karte Altsachsen Abb. aus Seite „Roter Geysir“ im Internet von Sven Knippschild, veröffentlicht unter Creative Commons Lizenz by-sa 4.0 (https://rotergeysir.de/jenseits-von-scandza-wiederentdeckung-altsaechsische-welt/)

Die Sachsen, die im 8. Jh. in dem Gebiet zwischen der Eider und dem Harz bzw. zwischen Rhein und Elbe siedelten, waren zwar bereits den fränkischen Merowingern zum Teil tributpflichtig gewesen, sind aber niemals als deren Untertanen unterworfen worden. Sie hielten im Gegensatz zu den christlichen Franken an den traditionellen germanischen Göttern fest und lebten in einem eher lockeren Bund der sächsischen Stammesverbände ohne König, aber unter ihren jeweiligen Stammesfürsten. Als Stammesverbände werden ursprünglich die Westfalen, Engern, Ostfalen, Wigmodier, Bardengauer und Nordalbingier genannt, erst später teilte man die Wigmodier und Bardengauer anscheinend den Ostfalen zu.

In historischer Zeit wurden die Siedlungsgebiete der Stammesverbände wie folgt zugeordnet bzw. voneinander abgegrenzt:

Westfalen: Der westliche Teil des alten Sachsenlandes um die Flüsse Ruhr, Sieg, Lippe und Ems, also im Wesentlichen das heutige Münsterland, dann nördlich über Osnabrück bis zur friesischen Grenze, im Süden einschließlich des heutigen östlichen Ruhrgebiets und westlichen Sauerlandes und im Westen die heutigen niederländischen Provinzen Overijssel und Drenthe.

Engern: Der mittlere Teil des alten Sachsenlandes um die Flüsse Weser, Diemel und Leine bis zur Aller, also das östliche Sauerland bzw. östliche Westfalen, an der Weser von Hannoversch Münden bis über Minden, um Göttingen bis an die untere Leine in Hannover, nach Norden bis zur Grenze von Holstein und Friesland.

Ostfalen: Der östliche Teil des alten Sachsenlandes um die Flüsse Aland, Ohre, Saale, Oker und Bode, im Norden und Osten bis zur Elbe, also die Gegend um Magdeburg, Braunschweig, Hildesheim, Halberstadt, im Süden einschließlich des Harzes.

Wigmodier: Gau an der Weser nördlich von Bremen.

Bardengauer: Im Gebiet der heutigen Landkreise Lüneburg und Uelzen sowie der angrenzenden Teile der Landkreise Harburg, Lüchow-Dannenberg und des Heidekreises. Hauptort war vermutlich Bardowick.

Nordalbingier: Die drei Sachsengaue Dithmarschen, Holstengau und Stormarn (einschließlich des heutigen Hamburgs), im Norden bis zum Dänenreich, im Westen bis zur Nordsee, im Osten bis Wagrien, im Süden bis zur Elbe.

Sowohl die politische Meinungsfindung als auch die Rechtsprechung fand in der jährlichen Versammlung auf dem Thing in Marklo an der Weser statt, zu der jeder Stammesverband außer dem Stammesfürsten eine gleiche Anzahl von Vertretern der Edlen, Freien und Laten (Halbfreie) entsandte. In Kriegszeiten gab es bei den sächsischen Stammesverbänden jeweils „Herzöge“, die die Heeresaufgebote anführten. Herzog in dieser Bedeutung war kein Grad des Hochadels, sondern resultierte aus dem Germanischen im Sinne „der vor dem Heer zog“. Sie wurden durch Losentscheid in Versammlungen der Stammesfürsten bestimmt.

 

Kriegerische Auseinandersetzungen

Die regelmäßigen Raubzüge der Sachsen auf fränkisches Gebiet bildeten eine ständige Gefahr für die Franken, und vermutlich wollte Karl der Große mit seinem Sommerfeldzug im Jahre 772 nicht nur diese Raubzüge unterbinden, sondern verfolgte bereits die Unterwerfung, Christianisierung und Eingliederung der Sachsen in das Fränkische Reich. Karls Heere stießen in diesem Feldzug von linksrheinischen Ausgangspunkten in sächsisches Gebiet vor und eroberten unter anderem die Sigiburg (auch Syburg, bei Dortmund) und die Eresburg (heute Marsberg im Sauerland), wo nach überwiegender Meinung der Historiker die Irminsul gestanden haben soll. Karl ließ jedenfalls die Irminsul zerstören, und diese Zerstörung eines Heiligtums auf einem der wichtigsten Versammlungsplätze der Sachsen führte zu deren offenem Aufstand.

Sturz der Irminsul (Alfred Rethel, 1839)
(Fresko im Krönungssaal des Rathauses in Aachen)

Die Franken stießen dennoch bis zur Weser vor, hinter der die sächsischen Siedlungszentren lagen. Hier führte der König Verhandlungen mit zur Zusammenarbeit bereiten sächsischen Adligen und erhielt von ihnen Geiseln als Bürgen. Jedoch leistete in der Folgezeit ein großer Teil der sächsischen Bauern unter Führung des westfälischen Adligen Widukind weiterhin erheblichen Widerstand, indem dieser fränkische Siedlungen, Klöster und Kirchen plünderte und zerstörte.

Dieser Ablauf wiederholte sich über Jahrzehnte. Nach Siegen der Franken unterwarfen sich die Sachsen, versprachen Frieden und Tribut und stellten dafür Geiseln. Vermutlich andere Sippen, die an den Abmachungen nicht beteiligt waren, unternahmen im folgenden Jahr Raubzüge in fränkische Gebiete und fachten so die kriegerischen Auseinandersetzungen wieder an. Teilweise wurden sogar bewusst die Geiseln geopfert.

 

Der Feldzug Karls des Großen im Jahr 775 gegen die Sachsen führte das fränkische Heer zunächst wieder zur strategisch wichtigen sächsischen Sigiburg (Hohensyburg) hoch über der Ruhr, welche erneut erobert wurde. Danach rückte es über die Eresburg bis Brunisberg vor. An der Oker unterwarfen sich die Ostfalen unter ihrem Anführer Hassio den Franken und stellten Geiseln. Auf dem Heeresrückmarsch zog Karl über Hildesheim und Nordstemmen in den Bukkigau (Gebiet um Bückeburg), wo sich der sächsische Stammesverband der Engern unter ihrem Anführer Bruno unterwarf und dem Frankenkönig ebenfalls Geiseln stellte. Von dort aus ging es weiter nach Hlitbeki (heute Lübbecke) an der Weser, wo ein weiteres fränkisches Heer von den Westfalen angegriffen wurde und die Franken dringend militärische Unterstützung brauchten. Als Karl mit dem Hauptheer angriff, zwang er auch die Westfalen, sich zu unterwerfen und Geiseln zu stellen.

Schon 776 opferten die Sachsen ihre Geiseln und zerstörten nach Rückeroberung die Eresburg, in der Karl der Große eine fränkische Besatzung zurückgelassen hatte. Auch hier war der Vergeltungsschlag Karls noch 776 erfolgreich. Er zwang die besiegten Westfalen an der Quelle der Lippe zur christlichen Taufe.

 

777 berief Karl der Große eine fränkische Reichsversammlung inmitten des Landes der vermeintlich besiegten Sachsen in dem neu gegründeten Karlsburg (vermutlich heute Paderborn) ein, an der auch sächsische Adlige teilnahmen. Unter anderem sollte dadurch auch die Christianisierung der Sachsen durch Einsatz von angelsächsischen Missionaren aus den Abteien Hersfeld und Fulda beschleunigt werden. Karl war bestrebt, die Kirche dann mit ihren Einrichtungen zur Verwaltung in Sachsen zu nutzen. Im Übrigen soll das Jahr 777 ohne größere Kampfeinsätze geblieben sein.

 

778 sammelten sich die nach fränkischer Auffassung getauften und treuebrüchigen Sachsen erneut, um ihren Unabhängigkeitskampf unter Führung ihres Herzogs Widukind wieder aufzunehmen. Sie überfielen wiederholt Orte und Festungen im heutigen Hessen, da König Karl mit zwei fränkischen Heeren in Spanien war. Im Gegensatz zu ihren früheren Feldzügen stellten sie sich nun auch in offenen Feldschlachten. Allerdings wurden sie noch 778 in der Schlacht bei Laisa und Battenfeld in Nordhessen von einem fränkischen Heer so vernichtend geschlagen, dass es nur einem geringen Teil der Krieger gelang, nach Sachsen zurückkehren.

 

782 gelang Widukind allerdings die Vernichtung eines fränkischen Heeres in der Schlacht am Süntelgebirge, während sich Karl der Große auf einem Feldzug gegen die Sorben befand. Zuvor war das Land der Sachsen auf der fränkischen Reichsversammlung bei den Lippequellen (Lippspringe) in fränkische Grafschaften eingeteilt worden. Darüber hinaus ließ König Karl Abgaben eintreiben, heidnische Bräuche verbieten und Zwangsbekehrungen zum Christentum vornehmen. Dies alles hatte eine erneute Empörung der bäuerlichen Sachsen verursacht, während der sächsische Adel zu großen Teilen auf Seiten der Franken stand.

Karl der Große soll auf die ständigen Aufstände brutal mit grausamen Repressalien reagiert haben, u. a. mit Zwangsdeportationen ganzer Sippen in weit entfernte fränkische Gebiete. Noch im Jahr 782 soll er aufgrund des sog. „Blutgerichts von Verden“, bei dem angeblich 4.500 aufständische Sachsen hingerichtet wurden, seinen späteren schimpflichen Beinamen „der Sachsenschlächter“ erhalten haben.

 

Bei Detmold und später am Fluss Hase (in der Nähe des heutigen Osnabrücks) kam es im Sommer 783 zu weiteren Gefechten zwischen Sachsen und Franken. In der vorgenannten Schlacht am Fluss Hase wurde das Heer der Sachsen vollständig vernichtet; was nicht aufgerieben wurde, ging in Gefangenschaft. In Folge der sächsischen Niederlage wurde das ganze Land zwischen Weser und Elbe von den Franken unter Karl dem Großen verheert und die Ernte vernichtet; danach gerieten die Sachsen immer mehr in Bedrängnis und Not. Dies änderte sich erst, als sich der sächsische Herzog Widukind im Jahre 785 christlich taufen ließ und den Treueid auf König Karl leistete. Dieser hatte bei der Taufe sogar das Amt des Taufpaten übernommen.

 

Als die Franken sächsisches Stammesgebiet in ihr Reich eingliederten, erreichten sie an der Elbe slawisches Siedlungsgebiet. Dadurch wurden sie in die Auseinandersetzungen zwischen Dänen, nordalbingischen Sachsen und Slawen hineingezogen. 789 errichteten sie gegen die slawischen Wilzen zwei Festungen aus Holz und Erde an Brücken über die Elbe.

In einem letzten Aufstand der Sachsen kam es 794 zur entscheidenden Schlacht auf dem südlich von Paderborn gelegenen Sintfeld. Die Franken setzten ihre Panzerreiter ein und konnten die Schlacht für sich entscheiden. Ein Großteil der Sachsen unterwarf sich nun endgültig, doch noch bis 804 (Kriegszug der Franken nach Nordalbingien) kam es immer wieder zu Unruhen.

Karl der Große
Abb.: Offizin Schmalkalder Zinnfiguren
Panzerreiter im Schuppenpanzer mit Flügellanze und Kammhelm
Abb.: Offizin Schmalkalder Zinnfiguren

Die Darstellung mit Zinnfiguren

Zur Darstellung kriegerischer Auseinandersetzungen im Zeitraum der Sachsenkriege mit Zinnfiguren eignen sich bekleidungsmäßig und waffentechnisch nur Typen aus dem Frühmittelalter von der ausgehenden Völkerwanderung bis zum 9. Jahrhundert. Da ich das Figurenangebot hierzu nicht umfassend kenne, kann ich nur Hinweise auf mir bekannte Figuren bzw. Liefermöglichkeiten geben.

Zunächst wäre da die Serie „Karl der Große, Paladine und fränkische Krieger“ zu nennen, welche mit 15 Figuren aus den aufgearbeiteten Formen von Dr. Horst Neumeister von der Offizin Schmalkalder Zinnfiguren neu abgegossen und vertrieben werden. Auch hat es eine kleine Serie Karolinger z. F. im Halt und im Kampf von Wagner gegeben, deren Figuren evtl. von Dangelmaier lieferbar sind.

Weiter sind z. B. die Figurentypen der Deutschen Reiterei (Schlacht auf dem Lechfeld, 955 n. Chr.) aus dem  Sauter-Katalog auch geeignet, weil Kleidung und Bewaffnung m.E. keinen Stilbruch zu der Zeit der Sachsenkriege bedeuten. Diese Figuren sind heute durch die Offizin Wilken lieferbar, die auch geeignete Figuren aus der eigenen Serie „Nordische Völker“ anbietet.

Die ehem. Golberg-Typen aus den Frühmittelalter-Serien einschließlich der Typen für Fußkrieger werden heute von der Offizin Dangelmaier angeboten und sind teils für Franken, teils auch für Sachsen geeignet, allerdings nur die Typen mit Rundschild. Figuren mit Langspitz- oder sogar Dreiecksschilden sollten für den Zeitraum der Sachsenkriege nicht verwendet werden, diese Schildformen sollen nämlich erst ab dem 10./11. Jahrhundert aufgekommen sein. Hier ist z. B. auch eine Einzelfigur für den Sachsenherzog Widukind zu Pferd lieferbar.

Widukind, Offizin Dangelmaier (Zeichnung M. Block, Gravur P. E. Kovar)

Besonders passend ist, dass bei diesen Typen auch häufig der Umhang (Mantel) der Franken bei den Reiterfiguren vorhanden ist, schade nur, dass die für die Franken typische Flügellanze hier meist fehlt.

Aber auch weitere Einzelfiguren eignen sich durchaus zur Ergänzung, wie z. B. die beiden Typen „Deutsche Reiter“ aus der Epoche Mittelalter der ehem. Offizin Ochel (heute bei Marbod Gerstenhauer), die mit Flügellanzen bewaffnet sind und diese auch zeitgemäß handhaben.

Kieler Zinnfiguren „Deutsche Reiter“
Abb. und Bemalung (in Kilia-Farbgebung) von Marbod Gerstenhauer

Um die Heeresteile von Franken und Sachsen auch mit Zinnfiguren historisch richtig darzustellen, sollte man sich zunächst mit den Grundlagen des damaligen Militärwesens und den daraus resultierenden waffentechnischen Gegebenheiten für die Krieger beider Seiten beschäftigen. Ebenso ist natürlich auch die Bekleidung wichtig für die Auswahl der Typen bei den Zinnfiguren.

 

Die Franken:

Die Grundbekleidung der freien Franken war standesgemäß unterschiedlich. Die Adligen trugen grundsätzlich einen Rock, der nach byzantinischem Vorbild in einem gemusterten Bortensaum endete. Der Rock war knielang und hatte enge Ärmel. Zur weiteren Ausstattung gehörten dazu noch die farbige Hose, die meist farbigen Wadenwickel, die um die Unterschenkel und teilweise auch die Schuhe gewickelt und mit andersfarbigen Bändern fest verschnürt waren, sowie Bundschuhe und ein Mantel (Umhang), der auf der rechten Schulter mit einer Fibel verschlossen wurde.

Fränkische Adlige und königliche Leibwache
(Ausschnitt aus einer Miniatur der Vivians-Bibel aus dem Jahr 875)

Aus der vom Fränkischen Geschichtsschreiber Einhard verfassten Vita des Kaisers Karl der Große ist überliefert, wie sich der Kaiser selbst kleidete:

„ ….Er kleidete sich nach der Tracht der Franken: Auf dem Körper ein Leinenhemd, die Oberschenkel bedeckten Leinenhosen; darüber eine Tunika, die mit Seide eingefasst war; die Unterschenkel waren mit Bändern umhüllt. Auch seine Waden waren geschnürt und an den Füssen trug er Stiefel. Im Winter schützte er seine Schulter und Brust mit einem Wams aus Otterfell oder Marderfell. Darüber einen blauen Umhang. Er gürtete stets ein Schwert mit Griff aus Gold und Silber. Bei Empfängen trug er ein Schwert mit Edelsteinen besetzt. Ausländische Kleidung trug er nie. An hohen Festtagen trug er goldgewirkte Kleider und Schuhe und ein Diadem aus Gold und Edelsteinen. An gewöhnlichen Tagen war er wie jeder andere Franke gekleidet.“

 

Der Stand der Bauern hatte sich dagegen auch weiterhin mit dem germanischen Kittel, der kürzeren Knie- oder der langen Hose, einfacheren Wadenwickeln und den ledernen Bundschuhen zu begnügen.

Jeder freie Franke war bei Bedarf zum Kriegsdienst verpflichtet, für seine persönliche Ausrüstung musste er selbst aufkommen. Die Ausrüstung, die ein fränkischer Krieger zu besitzen verpflichtet war, richtete sich nach seinem Reichtum, welcher für gewöhnlich in Landbesitz gemessen und berechnet wurde.

Den Kern des Heeres bildeten Panzerreiter, geschützt durch Kettenhemd oder Schuppenpanzer (Brünne) aus Metall, gut ausgebildet und in ständigen Waffenübungen mit Lanze, zweischneidigem Langschwert und Rundschild erprobt, was einen weiteren nichtmilitärischen Beruf zeitmäßig ausschloss. Als Kopfschutz trugen sie entweder den morionähnlichen karolingischen Kammhelm oder den klassischen Spangenhelm; dazu auch meist einen bequemen gesäumten Mantel (Umhang) aus gefärbtem leichten Wollstoff mit Verschluss durch eine Fibel. Zu Pferd wurden auch gelegentlich Stiefel getragen. Vom Stand her meist Adlige, wurden sie entweder in der Leibgarde des Königs (Scara Francisca), oder als Gefolgsmannen eines Würdenträgers zwar nicht mit Geld besoldet, sondern erhielten Land mitsamt den dazugehörigen abhängigen Bauern verliehen. Die Erträge ermöglichten ihnen das Leben als Berufskrieger, Kauf und Haltung mehrerer Schlachtrösser und die Anschaffung der besonders teuren Bewaffnung wie Kettenhemd oder Schuppenpanzer sowie Langschwert. Andere Panzerreiter kamen aber auch aus der reichen Bevölkerungsschicht der Großbauern, mit großem Landbesitz und zahlreichen Pächtern und Knechten. Diese waren keine Berufskrieger, sondern standen nur zeitbegrenzt beim Aufgebot für Kriegszüge zur Verfügung, konnten sich aber ebenso die teure Waffenausstattung leisten.

Fränkischer Panzerreiter im Schuppenpanzer, 8. Jahrhundert (auch hier leider ohne Flügellanze)
Abb.: Illustration aus aaa-lexikon-blank (http://www.croionberga.de/lexikon/panzerreiter.htm)

Neben den schweren Reitern gab es eine leichte Reiterei, geschützt durch den Spangenhelm und mit oder ohne den sonst üblichen gepolsterten Gambeson (Textilpanzer) sowie mit Lanze und Rundschild oder Pfeil und Bogen bewaffnet. Diese diente ebenfalls nur zeitbegrenzt im Aufgebot und bestand aus den etwas begüterten freien Bauern, die sich ein Pferd leisten konnten. Auch sie trugen meist zusätzlich einen gefärbten Umhang, aber aus schwererem Wollstoff, der mit einer großen metallenen Scheibenfibel geschlossen wurde.

Die leicht bewaffneten Fußtruppen, wegen ihrer Herkunft meist ebenfalls „Bauern“ genannt, hatten auch Spangenhelme und waren meist mit Speer bzw. Lanze und Schild oder auch nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Sie gehörten überwiegend der ärmeren Bauernschicht ohne viel Grundbesitz an oder waren abhängige Pächter, daher konnten sie sich auch nicht ein Pferd oder gar ein teures Langschwert leisten. Die früher charakteristische fränkische Wurfaxt war kaum noch im Gebrauch. Als Handwaffen dienten ihnen Axt, Kurzschwert oder auch nur ein großes Messer.

Waffen: Kurzschwert (Sax), Langschwert (Spatha), Speer (Ango), Schild, Wurfaxt (Francisca)
Abb.: H. Rodewald in „König und Bauer“ von P. Donat, Kinderbuchverlag, Berlin (DDR), 1981

Ein schwer gerüsteter Fußkrieger wird nicht erwähnt, es ist daher zu vermuten, dass die Panzerreiter bei Bedarf absaßen und zu Fuß kämpften.

 

 

Die Sachsen

 

Die Sachsen befanden sich in dieser Epoche im Übergang von der Stammes- zur Ständegesellschaft. Es gab bereits vier deutlich voneinander abgegrenzte Stände, die Edelinge (Adlige), die Frilinge (freie Bauern auf eigenem Land), die Liten (oder Laten) als Halbfreie, welche als Bauern ohne eigenes Land abhängig von den Edelingen waren und deren Land bearbeiteten, und die Sklaven, die es übrigens auch bei den Franken gab, die aber hier wie dort als Unfreie für den Kriegsdienst nicht in Frage kamen. Die Edelinge und die Freien hatten erheblich unterschiedliche Klasseninteressen, was sich im Krieg gegen die Franken auswirkte.

Die Edelinge hätten vom Anschluss an das fränkische Feudalsystem provitiert, sie wären damit zum privilegierten Adel mit unanfechtbarer Machtstellung aufgestiegen, während die Frilinge die Verfügungsgewalt über ihr Land und ihre politischen Rechte weitgehend verloren hätten. Außerdem hätten die freien und halbfreien Bauern im Ständestaat des Frankenreichs nicht mehr die Möglichkeit gehabt, wie bisher mit Glück im Kriegsdienst durch Landeroberung ihren eigenen Wohlstand zu vermehren. Die meisten Edelinge waren daher aufgrund ihrer Interessenlage zur Unterwerfung bereit, der Widerstand kam im Wesentlichen aus den Reihen der Bauern.

Militärisch waren die Sachsen aber kein ebenbürtiger Gegner für die Franken. Ausrüstung und taktische Ausbildung der sächsischen Reitertruppen waren denen der Franken in jeder Hinsicht unterlegen, deshalb hatten die sächsischen Reiter trotz ihrer Reitkünste und ihrer guten Pferde gegen sie keine Chance. Bei den Fußtruppen war die Kampfkraft ausgeglichener.

 

Die Bewaffnung der Sachsen hing allein von ihren wirtschaftlichen Verhältnissen ab. Nur wenige Sachsen besaßen ein Langschwert, vom Kettenhemd ganz zu schweigen. Die meisten Sachsen kämpften mit dem Sax, einem Halbschwert, der Axt und dem Speer, geschützt nur durch Helm und den hölzernen Rundschild. Es gab aber natürlich auch Bogenschützen bei den Sachsen.

Als einzelne Kämpfer waren die Krieger ihren fränkischen Gegnern oft überlegen, am erfolgreichsten kämpften sie in beweglichen kleinen Trupps von bis zu 50 Mann, die selbständig blitzartige Überfälle durchführten und danach ebenso schnell in den damals noch dichten und unwegsamen Wäldern wieder verschwanden.

Karl der Große und Franken auf dem Marsch
(Tappert-Figuren, die Langspitzschilde sind allerdings vor dem 11. Jh. fraglich

Tappert-Figuren sind mir heute nur noch antiquarisch begegnet, ob es noch eine neue Bezugsquelle gibt, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls gab es noch viele weitere Figurentypen aus dieser Epoche des Frühmittelalters von Tappert. Ebenso hat es eine sehr schöne Gottstein-Serie „Karl der Große und seine Paladine“ gegeben, die heute zwar nicht auf Lager ist, aber b.a.w. über Berliner Zinnfiguren (Offizin Scholtz) bestellt werden kann.*)

Figuren der Gottstein-Serie in der hervorragenden Bemalung von Gianpaolo Bistulfi
(Zinnfiguren Bistulfi, Ausschnitt aus Abb. bei http://www.zinnfiguren-bistulfi.com/galleria/medioevo.html)

*) Es handelt sich hierbei um eine Zusammenstellung von 30 Blankfiguren incl. Sarazenen.

Abschließend noch zwei Bildausschnitte mit einer Auswahl von heute noch erhältlichen Typen aus der Serie der Lechfeldfiguren von Sauter/Wilken in feiner Sammlerbemalung.

Abb.: Figuren aus der Sauter-Serie „Deutsche Reiterei “

 

Quellen:

 Seite „Sachsenkriege Karls des Großen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Januar 2021, 15:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sachsenkriege_Karls_des_Gro%C3%9Fen&oldid=207805472 (Abgerufen: 26. Januar 2021, 16:19 UTC),

 

Seite „Sachsen (Volk)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Januar 2021, 17:27 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sachsen_(Volk)&oldid=207986313 (Abgerufen: 26. Januar 2021, 16:39 UTC)

 

Seite „Franken (Volk)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Januar 2021, 10:47 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franken_(Volk)&oldid=207748567 (Abgerufen: 26. Januar 2021, 17:02 UTC)

 

Seite „Sachsen und Franken“. In: Naturschutz und Heimatpflege Porta e.V. (NHP). http://www.nhporta.de/sachsen-und-franken.html

 

Seite „Jenseits von Scandza: Die Wiederentdeckung der altsächsischen Welt“. In: Roter Geysir von Sven Knippschild.

https://rotergeysir.de/jenseits-von-scandza-wiederentdeckung-altsaechsische-welt/

 

Donat, Peter, „König und Bauer“, 1. Auflage, Berlin (DDR) 1981

 

 

Gerriet Stenvers