Die Belagerung und Eroberung von Luxemburg 1684 (Darstellung mit Zinnfiguren in einem Diorama)

Im Zinnfigurenmuseum des Volkskunde- und Freilichtmuseums Roscheider Hof in Konz bei Trier befindet sich u. a. ein Großdiorama der Belagerung von Luxemburg 1684 im Reunionskrieg Ludwigs XIV. Ich hatte Gelegenheit, 2022 im Rahmen eines Urlaubs das Museum zu besuchen und dadurch u.a. auch etliche Fotografien von diesem Diorama zu bekommen, die ich in diesem Artikel zeigen möchte. Das Diorama stammt aus der Sammlung von Prof. Dr. Klaus Gerteis und wurde in einem Projekt mit Studenten der Universität Trier geschaffen.

Das Diorama in einer Gesamtansicht

Schon vor 1684 hatte der französische König im Zusammenhang mit seiner Reunionspolitik die Eroberung der strategisch wichtigen Stadt Luxemburg, die unter spanischer Verwaltung stand und rechtlich zum Heiligen Römischen Reich gehörte, ins Auge gefasst und bereits 1681/82 belagern lassen. Die Belagerung war dann allerdings abgebrochen worden, wurde aber im Dezember 1683 nach Beginn des Reunionskrieges mit einem Bombardement aus Mörsern wieder aufgenommen. Etwa 6.000 Bomben und Granaten sollen eine weitgehende Zerstörung der Stadt verursacht haben, konnten aber den damals „modernen“ Befestigungswerken keinen größeren Schaden zufügen.

 

Die Belagerung

Im Januar 1684 gelang es dem französischen Marschall François de Créquy, Luxemburg gegenüber der spanischen Hauptarmee zu isolieren, indem er seine Armee zwischen Brüssel und Luxemburg postierte, um die gegnerischen Truppen vom eigentlichen Ziel, der Eroberung Luxemburgs, abzulenken. Vauban, der berühmte Festungsbaumeister des Königs und ebenfalls Marschall von Frankreich, hatte das Kommando über die Belagerungsarbeiten vor Luxemburg. Die französischen Truppen waren etwa 25.000 Mann stark.

Die spanischen Truppen in der Stadt standen unter dem Kommando des Fürsten de Chimay, der auch Gouverneur des Herzogtums Luxemburg war, sie zählten aber nur rd. 4.100 Mann. Hinzu kamen 600 Bewohner der Stadt, die sich freiwillig zur Verteidigung gemeldet hatten.

Zu Beginn der Belagerung wurden zwischen dem 28. April und dem 8. Mai rund um die Stadt Verteidigungsanlagen zum Schutz der Belagerungsarmee errichtet. Hierzu wurden etwa 12.000 Arbeitskräfte, einschließlich auch zwangsverpflichteter Bauern sowie Arbeitern aus den benachbarten französischen Provinzen eingesetzt. Die Spanier versuchten, die Arbeiten so weit wie möglich zu behindern. Am 1. Mai kam es zu einem größeren Ausfall. Die Arbeiter im vordersten Angriffsbereich wurden vertrieben und die Befestigungen zerstört, ehe ein französischer Gegenangriff die Spanier zwang, sich wieder in die Festung zurückzuziehen.

Ein Teil der französischen Belagerungstruppen: Kavallerie, Infanterie, Artillerie

Seit Anfang Mai wurden die eigentlichen Belagerungsgräben ausgehoben. Mit Hilfe von Approchen (Oberbegriff für oberirdische Laufgräben und unterirdische Stollen) ließ Vauban an zwei Stellen gegen die Festung vorgehen. Die vorderste Front war etwa noch eine halbe Gewehrschussweite von den gedeckten Wegen der Stadt entfernt. Beide Angriffspunkte wurden durch einen Laufgraben miteinander verbunden. Die Franzosen errichteten vier Batterien Belagerungsartillerie, die gegen den Hauptfestungsbereich gerichtet waren.

Verschanzungen und Laufgräben

In der Nacht des 8. Mai begann die Belagerungsartillerie mit einem Beschuss der Stadt. Die Spanier reagierten am 9. Mai mit mehreren Ausfällen und zerstörten einige Angriffsstellungen der Franzosen, ohne allerdings den Bau der Sappen entscheidend aufhalten zu können. Am 11. Mai waren die Belagerer bis auf 30 Schritt vor dem äußersten gedeckten Weg der Festung angekommen. Drei Parallelen verbanden die Gräben,. zudem wurden weitere Geschützbatterien aufgefahren. Neben den normalen Kanonen kamen auch Mörser zum Einsatz. Auch an weiteren Stellen näherten sich die Laufgräben der Stadt.

Eine Batterie der Belagerungsartillerie
In den Laufgräben stehen auch Mörser

Am 14. Mai begannen beide Seiten mit dem unterirdischen Minenkrieg, zumal die Franzosen in ihren verschanzten Stellungen immer stärker unter das Feuer der Verteidiger gerieten. Dazu gruben die Spanier Tunnel und unterminierten die Angriffsstellungen, wodurch diese einstürzten. Von den spanisch besetzten Redouten gerieten die Belagerer immer wieder unter heftigen Beschuss, weshalb die Redouten dann auch das Hauptziel der französischen Geschütze wurden. Am 18. Mai gelang es den Franzosen, in einen der unterirdischen Verbindungsgänge der Redoute „Marie“ einzubrechen, worauf es zu einem erbitterten Nahkampf kam. Am nächsten Tag vertrieben die Franzosen die Verteidiger aus der Redoute, allerdings funktionierte die durch die Spanier vor dem Rückzug vorbereitete Sprengung der Stellung zum Glück für die Franzosen nicht.

Nachdem die Redoute „Barlaimont“ drei Tage unter heftigem Beschuss gelegen hatte, wurde sie von den Spaniern in der Nacht zum 21. Mai verlassen. Damit hatten die Belagerer den gesamten gedeckten Weg unter ihrer Kontrolle, die Franzosen konnten nunmehr ihre Geschütze weiter in Richtung Stadt vorschieben. Seit dem 24. Mai lagen die Festungswerke im Hauptangriffsbereich unter massivem Geschütz- und Mörserbeschuss. Am 25. Mai wurden die Spanier nach schweren Kämpfen aus dem inneren gedeckten Weg vertrieben, eine von ihnen gezündete Mine tötete allerdings viele der Angreifer.

Stellungskrieg um die Redouten

Französische Sappeure begannen, die Mauern zu unterminieren und durch unterirdische Explosionen zu beschädigen. Am 27. Mai wurde so eine Redoute beschädigt und anschließend durch französische Truppen gestürmt. Zwar gelang es, die Franzosen später wieder zu vertreiben, zuvor hatten sie aber die Befestigung gesprengt. Am 29. und 30. Mai mussten sich die Spanier aus weiteren Stellungen zurückziehen, weil diese nicht mehr zu verteidigen waren. Unterdessen arbeiteten sich die französischen Mineure immer weiter vor.

Die französischen Sappeure und Mineure im Einsatz

Am 31. Mai wurden die Truppen der Verteidiger zum Hauptwall zurückgezogen.

Spanische Truppen verteidigen die Stadt

Der Gouverneur berief einen Kriegsrat ein. Da keine Entsatzarmee mehr erwartet wurde, und er nach einer Erstürmung der Stadt Plünderungen und Massaker befürchtete, begann er mit Verhandlungen über eine Übergabe, die aber zunächst ergebnislos blieben. Im Bereich des Schlosses gelang es den Franzosen, Breschen zu schlagen, und letztlich war den Belagerten klar, dass sie sich nicht halten konnten.

Angriff der Franzosen durch eine Bresche

Am 3. Juni hissten die Spanier die weiße Fahne und baten um Übergabeverhandlungen; daraufhin stellten beide Seiten das Feuer ein. Die Parteien einigten sich schnell auf eine ehrenvolle Übergabe, vier Tage später konnte die Besatzung unter Gewehr und mit ihren Fahnen und Pferden die Stadt verlassen.

 

Während der Belagerung hatte die französische Artillerie die Stadt Tag und Nacht beschossen. Die Garnison hatte über 2.700 Verluste an Gefallenen, Verwundeten und Kranken; von den freiwilligen Bürgern waren 80 Mann verstorben. Die Franzosen sollen Verluste von rd. 8.000 Mann gehabt haben. Die Belagerung war nicht nur verlustreich, sondern auch ausgesprochen kostspielig. Sie verursachte Kosten von etwa 373.000 Livres.

Nachdem die Stadt erobert worden war, marschierten die Franzosen nach Trier, nahmen auch diese Stadt ein und zerstörten die Befestigungen. Danach rückten sie mit Billigung des Kölner Kurfürsten in Kurköln ein.

Nach der Einnahme von Luxemburg hatte Ludwig XIV. sein eigentliches Kriegsziel erreicht und bemühte sich mit Erfolg um Frieden. Vauban ließ die dortigen Festungsanlagen zu einer der größten Festungen in Europa ausbauen.

Französischer Generalstab

Quellen:

 

Seite „Belagerung von Luxemburg (1684)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. August 2020, 07:59 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Belagerung_von_Luxemburg_(1684)&oldid=202618895 (Abgerufen: 25. September 2022, 12:54 UTC),

 

Seite „Reunionspolitik“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Januar 2022, 11:10 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Reunionspolitik&oldid=218887742 (Abgerufen: 25. September 2022, 12:58 UTC),

 

Klaus Gerteis, „Eine kleine Welt in Zinn“, Katalog der Dauerausstellung mit Zinnfiguren, Schriften des Volkskunde- und Freilichtmuseums Roscheider Hof e. V., Konz bei Trier, Heft 25, Konz 2005,

 

Alle Fotografien in diesem Artikel stammen vom Verfasser Gerriet Stenvers, Kiel.