Soldaten, Pilger und Ochsentreiber auf dem „Ochsenweg“.

DSC_1404Mitglieder der LG Schleswig-Holstein haben im Rahmen einer geplanten Ausstellung
über die Geschichte und Geschichten aus Schleswig – Holstein gemeinsam ein Diorama fertig gestellt dass die Geschichte des Ochsenweges darstellen soll.

IMG_0026Die Sammler Olaf Werner, Dieter Heuer, Olaf Duwe und Karl-Werner Rieger haben sich dieses Themas angenommen.

Zahllose Sehenswürdigkeiten zeugen von einerbewegten Geschichte eines etwa 4000 Jahre alten Verkehrsweges.
Er beginnt in Dänemark, nämlich in Viborg und Aalborg, hier heißt diese Trasse „haervej“
(Heerweg) oder „kongevej“ (Königsweg) aber bei uns heißt diese Verkehrsverbindung
„Ochsenweg“. Umfangreiche Forschungen rund um den Ochsenweg, ergaben, dass man auf den Spuren von Viehtreibern, Dichtern, Königen und Bettlern, Soldaten und Pilgern wandelt.

DSC_1414Auf der Karte ist der Weg in Schleswig-Holstein leicht zu verfolgen. Die Strecke der Autobahn A 7 und der Eisenbahnlinie von Flensburg nach Hamburg ist fast die Trasse dieses Verkehrsweges.

DSC_1407Alle Waren, die auf dem Landweg transportiert werden mussten, mussten die jütische Halbinsel durchqueren. Viele Grabhügel aus der älteren Bronzezeit (1700-1800 v. Chr.)
Liegen längs des Weges. Die Transporte auf Rädern mussten an den sandigen Ebenen am Geestrand entlang folgen und nur so konnte die Schleswiger Landenge passiert werden. I m Westen lagen weglose Marschen von Eider und Treene, im Osten die Förden und ein Urwald, der noch im Mittelalter „Isarnho“ = Eichenwald genannt wird.

Dieser enge Stelle von etwa 15 km zwischen Haithabu und Hollingstedt, also zwischen Nord- und Ostsee. Befestigte Anlagen wie z. B. das Danewerk mit der Waldemarsmauer entstanden etwa ab dem 8. Jahrh. n. Chr.

Der heutige Name „Ochsenweg“ wird erstmals 1588 urkundlich erwähnt. Um in den großen Städten den Fleischbedarf zu decken, wurden im Frühjahr bis zu 50000 Stück Rinder von Jütland bis über Hamburg an den Rhein getrieben.
Die Rinder wurden in Jütland und den dänischen Inseln und Schonen gezüchtet
Unser Diorama zeigt einen Ausschnitt der Strecke bei Kropp. Hier steht heute noch ein Gasthof mit dem Namen „Kropper Busch“ Hier wurden die Ochsen nachts zusammen-getrieben und gefüttert und getränkt, so dass der nächste Tag beschwerlich für Mensch und Tier wieder mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 20 km pro Tag weitergeführt werden konnte.
Nach dem langen Weg waren die Rinder nur noch Haut und Knochen, also wurden sie auf die fetten Weiden in den Marschen wieder aufgepäppelt und als „Grasochsen“ verkauft.
Wenn das Vieh getränkt und gefüttert war und die durstigen Treiber sich an den Tischen niederließen, wurde manch Krug geleert. Geschlafen wurde im Stall bzw. im Freien bei den Herden, waren doch Viehdiebstähle an der Tagesordnung.
Die Bewohner am Wege verdienten durch Heu- und Strohverkauf, Weideverpachtung oder Stallung und die Möglichkeit zu Nebenverdiensten als Treiber.
Der Ochsenhandel war ein einträgliches Geschäft.
Wichtige Ochsenmärkte in Jütland fanden in Kolding und Ribe statt. Die Viehmärkte in Itzehoe, Bramstedt und Wedel, wo unter dem Roland 1641/42 mehr als 20000 Ochsen zum Verkauf angeboten wurden.
Warum haben wir nun gerade den Abschnitt bei Kropp gewählt. Der Weg war gefährlich und es ist nachgewiesen, dass man vor Antritt der Reise ein Testament machte. Der Spruch: „Du büst no ni an Kropper Busch vorbi“ war eine Warnung. Noch konnte man von Räubern überfallen werden oder die Wagen blieben im Sand oder Morast stecken.

Der im Diorama dargestellte Krug war gegen 1700 abgebrannt. Leider gibt es nur ein älteres und undeutliches Bild. Der jetzt bestehende Krug ist also nicht identisch.

Neben dem Transport von Schlachtvieh war dieser Weg auch einer der bekanntesten Pilgerwege aus dem Norden durch die jütische Halbinsel zu den Pilgerorten wie Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostella.

Aber auch das Militär und Postkutschen nutzten diese Verbindung bis ins 19. Jahrh.
Transporte mit der Eisenbahn wurden wirtschaftlicher und der Personenreiseverkehr
bequemer.
So kam die Ochsendrift langsam zum Erliegen. Viele Ortsbezeichnungen wie z .B. „Ochsenzoll“ oder „Hinter dem Ochsenweg“. geben uns heute Kunde von der Bedeutung dieses Verkehrsweges.

Text: Dieter Heuer

Photos: Olaf Duwe