Die Schlacht bei Bornhöved 22. Juli 1227

Vorgeschichte

König Waldemar II., der ab 1202 König aller Dänen und Ostseeslawen geworden war, hatte 1214 vom deutschen Kaiser Friedrich II. als Belohnung für seine Unterstützung die Abtretung Nordalbingiens an Dänemark erreichen können, d. h. des gesamten Gebietes nördlich der Elbe. Er hatte darüber hinaus die Ostseeküsten von Holstein und Mecklenburg unter seine Herrschaft gebracht. Den Höhepunkt seiner Macht erreichte Waldemar um das Jahr 1220, als er auch Pommern (1214), Estland (1219) sowie die Insel Ösel (1220) besetzen bzw. erobern konnte und sich sein Einfluss zudem sowohl auf Schweden als auch auf Norwegen erstreckte.

König Waldemar II. in der Schlacht von Lyndanisse (Tallinn) in Estland 1219
(Gemälde von Karl Hansen Reistrup)

Keiner der von ihm besiegten Herrscher wagte es, Waldemar bis zu dem Zeitpunkt entgegen zu treten, als er sich den Grafen Heinrich I. von Schwerin zum Feind machte. Dies hatte sich angeblich durch sein eigenes Verhalten ergeben, welches die frühere Vasallentreue in Feindschaft verkehrte. Hierzu werden nachstehende Umstände berichtet:

Als Graf Heinrich nämlich 1217 zum Kreuzzug von Damiette aufbrach, hatte er der Überlieferung nach die Sorge um seine Ehefrau während seiner Abwesenheit Waldemar II. anvertraut. Dieser hinterging jedoch nicht nur durch eine Affäre mit der Gräfin den Abwesenden, sondern besetzte auch die halbe Grafschaft Schwerin durch seinen Neffen Albrecht von Orlamünde. Dies hatte seinen Grund im Folgenden:

Bereits 1208 hatte der dänische König die beiden Grafen Heinrich I. und seinen Bruder Gunzelin II. von Schwerin aus ihrem Besitz vertrieben. Erst 1214 konnten sie nach Leistung des Lehnseides gegenüber König Waldemar II. von Dänemark wieder zurückkehren. Zudem wurde die Schwester der Grafen Ida (Oda) mit dem unehelichen Sohn Waldemars, dem Grafen Niels (Nikolaus) von Halland, verheiratet, mit der halben Grafschaft Schwerin als Mitgift.

Während Heinrich noch auf dem Kreuzzug war, starben sein Bruder Gunzelin 1221 und –  auf dem Kreuzzug –  sein Schwager Niels von Halland. Waldemar II. trat als Vormund seines minderjährigen Enkels Nikolaus von Halland-Schwerin auf, bestimmte seinen Neffen Graf Albrecht II. aus dem askanischen Zweig Weimar-Orlamünde zum Statthalter und nahm durch ihn das „halbe Amt“ Schwerin, wie in einer Urkunde vom 28. Februar 1221 bestätigt, in Besitz.

Statue des Grafen Heinrich I. von Schwerin

Als Graf Heinrich 1222 vom Kreuzzug zurückkehrte, und Verhandlungen mit dem dänischen König nichts bewirkten, nahm der erboste Graf in einem Handstreich am 6. Mai 1223 König Waldemar und dessen gleichnamigen Sohn während eines unbewachten Jagdaufenthaltes auf der kleinen dänischen Insel Lyø gefangen. Beide wurden per Schiff zur deutschen Küste entführt, von wo sie dann zunächst im brandenburgischen Lenzen, später im Bergfried (Waldemarturm) der Burg Dannenberg eingekerkert und versteckt wurden.

Alle Versuche durch Vermittlung des Papstes und des deutschen Kaisers, Waldemar II. auf freien Fuß zu setzen, schlugen fehl. Für die Freilassung stellte Heinrich hohe Forderungen, von denen er sich weder durch Drohungen Dänemarks noch des Papstes Honorius III. abbringen ließ. Heinrich fand Unterstützung bei Heinrich Borwin II. von Mecklenburg, dem Grafen Adolf IV. von Holstein und dem Bischof Gebhard II. von Bremen.

Da Waldemar nicht auf Heinrichs Forderungen einging, spitzte sich die Lage zu. Als dann Graf Albrecht von Orlamünde seinen König mit Waffengewalt zu befreien versuchte, wurde er im Januar 1225 in der Schlacht bei Mölln von Graf Adolf IV. von Schauenburg, Sohn des vertriebenen Grafen Adolf III. von Schauenburg und Holstein, geschlagen und ebenfalls in die Gefangenschaft von Graf Heinrich überführt. Graf Adolf IV. war zuvor mit seinen Truppen in Holstein eingetroffen, um seinen Besitz wieder zu erlangen. Die Grafschaft Schwerin wurde noch im Jahr 1225 von der dänischen Besatzung befreit und Waldemar und sein Sohn nun in der Burg Schwerin in Gefangenschaft gehalten. Die Rendsburg ging in den Besitz Graf Adolfs IV. über.

Graf Adolf IV. von Schauenburg und Holstein
(Abb.: Grafik nach einem Gemälde aus dem 14. Jh., Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek – Landesgeschichtliche Sammlung)

Nun erst ging Waldemar auf die harten Bedingungen, die Heinrich von Schwerin für seine Freilassung stellte, ein. Nach dem Vertrag von Bardowick gelobte er unter Eid die Urfehde,  ferner die Abtretung von Schwerin und Holstein, den Verzicht auf alle deutschen Lehensgebiete außer dem Fürstentum Rügen und Gewährung völliger Handelsfreiheit für die deutschen Städte. Darüber hinaus zahlte er ein sehr hohes Lösegeld von 45.000 Mark Silber für seine und seines Sohnes Freilassung und stellte drei weitere Söhne als Geiseln. Weihnachten 1225 erfolgte seine Freilassung, Ostern 1226 die seines Sohnes Waldemar. Graf Albrecht von Orlamünde erkaufte seine eigene Freilassung erst zwei Jahre später nach der Schlacht bei Bornhöved, und zwar mit dem Verzicht auf Lauenburg.

 

Aber zunächst dachte König Waldemar nach der Freilassung seines Sohnes überhaupt nicht daran, seinen Eid zu halten und rief den Papst um Hilfe an, ihn von dem „erpressten“ Eid der Urfehde zu entbinden. Papst Honorius III. hob daraufhin mit Schreiben vom 26. Juni 1226 den Eid auf, den Waldemar angeblich unter Zwang geleistet hatte, und beauftragte Bischof Iso von Verden und den Abt von St. Michaelis in Lüneburg damit, König Waldemar II. von den genannten Eiden öffentlich zu entbinden. Die Urfehde war damit für hinfällig erklärt worden, wodurch Waldemar II. nun legal mit Waffengewalt gegen seine Widersacher vorgehen konnte, um die verlorenen Gebiete zurück zu erlangen.

 

Vor der Schlacht

 

Waldemar rüstete 1226 ein großes Heer aus, holte sich im Herbst dieses Jahres in einem siegreichen Gefecht gegen das nordalbingische Heer die Rendsburg zurück, besiegte dann im Frühjahr 1227 mit Hilfe der Nordfriesen die Dithmarscher und zwang sie, ihm Heeresfolge zu leisten. Anschließend zog er gegen die Grafschaft Holstein, um Graf Adolf IV., der 1227 auch wieder Graf von Holstein und Stormarn werden sollte, zu vertreiben. Dazu belagerte er die Burganlagen Itzehoe und Segeberg (Siegesburg), wo bei Segeberg sein Neffe, der Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg, mit seiner Streitmacht zu ihm stieß und sich mit ihm vereinigte.

Jedoch gelang es Graf Adolf IV., Burg Itzehoe wieder zu befreien und die Aufgabe der Belagerung der Siegesburg zu erreichen. Aber es war sowohl ihm, als auch seinem Verbündeten Graf Heinrich von Schwerin durch die Niederlage bei der Rendsburg bewusst geworden, dass sie allein die Dänen nicht bezwingen konnten. Beide hatten sich deshalb rechtzeitig nach weiteren Bundesgenossen umgesehen, die jetzt zu ihnen stießen. Da war zunächst Herzog Albrecht von Sachsen, dessen Beistand sie aber nur dadurch gewonnen hatten, dass sie ihn als ihren Lehnsherrn anerkannten und ihm die Grafschaft Ratzeburg überließen. Darüber hinaus waren die wendischen Fürsten von Mecklenburg, der Erzbischof Gerhard II. von Bremen, der auch gleichzeitig Bischof von Hamburg war, und die Freie Reichsstadt Lübeck als Verbündete gewonnen worden. Als Versammlungsort der Truppen wählte man Lübeck, und von hier aus zog das Heer dann am 22. Juli 1227 über Segeberg nach Nordwesten, um König Waldemar II. endgültig zu vertreiben. Bald darauf waren die Heerführer entschlossen, am 27. Juli 1227 auf dem ebenen Felde bei Bornhöved die große Schlacht zu wagen und die Entscheidung herbeizuführen, denn hier war das Gelände geeignet, um die Masse der Ritter, Knappen und Edelknechte als Reiterei im Kampf einzusetzen. König Waldemar war dort bereits ebenfalls mit seinem Heer eingetroffen.

Typisches Norddeutsches Tiefland

 

Die Schlachtordnung

Die Schlachtordnung der Fürstenkoalition war wahrscheinlich folgende:

Den rechten Flügel bildete Graf Heinrich von Schwerin mit seinen Truppen sowie das Lübecker Truppenkontingent. Ihnen gegenüber standen die Dänen unter dem jungen Waldemar.

Im Zentrum des norddeutschen Koalitionsheeres gegenüber den Dänen unter König Waldemar II. standen die Holsteiner und Bremer unter dem Oberbefehl Graf Adolfs IV.

Der linke Flügel, dem Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg gegenüber stand, wurde durch die Truppen des Herzogs Albrecht von Sachsen gebildet.

Hinter der Linie der deutschen Fürstenkoalition standen die Scharen der Fürsten von Mecklenburg und hinter den Dänen die Dithmarscher. Diese waren, wie bereits erwähnt, zur Heeresfolge gezwungen worden und hatten heimlich durch Boten übermitteln lassen, dass sie die Front wechseln und gegen die Dänen kämpfen würden, wenn Graf Adolf im Falle des Sieges auf Dithmarschen verzichtete. Hierauf war der Graf eingegangen.

 

Die Schlacht

Auf Seiten der Fürstenkoalition wurde der Kampf angeblich nach Losentscheid durch den Erzbischof Gerhard II. von Bremen eröffnet; er soll seine Krieger gesegnet und dann hoch zu Ross zum Angriff vorgeführt haben, wobei die Altländer Ritter und Knappen vermutlich das erste Treffen bildeten. Über Einzelheiten der Schlacht gibt es keine gesicherten Nachrichten, man kann aber davon ausgehen, dass der blutige Kampf entsprechend der mittelalterlichen Taktik bald Mann gegen Mann entbrannte.

Schlacht bei Bornhöved (Illustration)

Die alten Chroniken sind größtenteils auch legendenumwoben und stellen überirdische Aspekte (Marien-Mirakel) für die glückliche Wendung der Schlacht zugunsten des Koalitionsheeres und dessen Sieg infolge der Verdunkelung der blendenden Sonne in den Vordergrund. Den Wechsel der Dithmarscher auf die Seite der antidänischen Koalition halten erst spätere Chronisten für schlachtentscheidend. Jedenfalls ist erwiesen, dass es dem Koalitionsheer nach einem für beide Seiten verlustreichen Kampf gelang, am Ende den dänischen König in die Flucht zu schlagen und das dänische Heer entscheidend zu besiegen. Waldemar II. entkam verwundet nur knapp der Gefangenschaft, während Herzog Otto I. von Lüneburg sowie mehrere dänische Bischöfe und viele Ritter und Knappen seines Heeres dieses Glück nicht hatten.

König Waldemar wird verwundet in Sicherheit gebracht

 

Auswirkungen der Schlacht

Die dänische Niederlage bedeutete auch ein Scheitern der großdänischen Politik. Dänemark grenzte fortan nicht mehr an die Elbe, sondern musste sich mit der Eidergrenze abfinden. Waldemar II. erkannte die Entscheidung von Bornhöved an und konzentrierte sich auf innenpolitische Reformen. Die Sieger teilten sich, was entsprechend den Vereinbarungen in der Schlacht erkämpft worden war. Graf Adolf IV. erhielt Holstein, Stormarn und Wagrien, Dithmarschen kehrte formalrechtlich unter die Herrschaft des Erzbistums Bremen zurück, blieb aber tatsächlich eine freie Bauernrepublik. Herzog Albrecht von Sachsen erhielt die Grafschaft Ratzeburg, die Stadt Mölln und dazu nun auch die Feste Lauenburg, die noch von den Dänen gehalten worden war. Lübeck, jetzt von der dänischen Oberhoheit befreit, wurde mit allen Rechten als Freie Reichsstadt bestätigt und errang den sog. Freiheitsbrief, der die Landbesitz- und Handelsrechte der Stadt beträchtlich vergrößerte.

Insgesamt kann man wohl davon ausgehen, dass die Geschichte Norddeutschlands und insbesondere Schleswig-Holsteins ohne das Ergebnis der Schlacht von Bornhöved im Hochmittelalter wohl völlig anders verlaufen wäre.

Zinnfiguren zur Darstellung

Die Figuren in 30 mm Größe stammen aus der Sammlung von SF Rolf Ehlers-Maaßen,  selbst von ihm bemalt und dankenswerter Weise in Fotografien für den Artikel zur Verfügung gestellt. Als Blankfiguren wurden sie von der ehem. Offizin GO Golberg herausgegeben und sind heute bei der Offizin Dangelmaier erhältlich. Sie sind Teil der Serie „1155 Kampf an der Tiberbrücke – Heinrich der Löwe rettet Kaiser Barbarossa das Leben“ und wurden von Karl Heinrichs gezeichnet sowie von Hans-Georg Lecke graviert. Vorstehende Figuren bilden drei Gruppen für die Schlacht bei Bornhöved und sollen folgende Szenen darstellen:

Graf Adolf IV. mit Topfhelm und rot-weißem Wappenschild im Kampf mit einem gegnerischen Ritter.

 

Rettung des verletzten König Waldemars von Dänemark
aus dem Schlachtgetümmel durch einen unbekannten schwarzen
Ritter. Ein Lüneburger Ritter, erkennbar am Wappenschild
Braunschweig-Lüneburgs, bringt Waldemars Pferd, um
ihn damit in Sicherheit zu bringen.
Gefangennahme Ottos von Lüneburg durch einen Holsteiner.
Zwei Ritter reiten in die Schlacht

 

Text: Gerriet Stenvers
Figuren/Bemalung: Rolf Ehlers-Maaßen

 

Quellenangabe:

– Lange, Ulrich (Herausgeber), „Geschichte Schleswig-Holsteins“, Neumünster 1996,

– Gen Wiki, Artikel „Die Schlacht bei Bornhöved“, im Internet abgerufen 14. 11. 2014,

– Wikipedia, Artikel „Schlacht bei Bornhöved 1227“, im Internet abgerufen 15. 11. 2014.